In meiner Schulzeit, das war in den 70er Jahren, hatten wir einen ausgezeichneten Biologieunterricht. Wir lernten so die klassische Evolutionslehre. Danach finden Mutationen zufällig statt und die Selektion bevorzugt die am besten angepassten Organismen, die dann ihre Gene stärker als der Rest vermehren.

Heute hat sich einiges geändert. Joachim Bauer, James A. Shapiro und andere deuten die genetische Evolution neu.

Ich bin ein wenig skeptisch, ob diese gegenwärtige Auffassung der Entwicklungsgeschichte des Lebens mehr in die Forschungsergebnisse hineinliest, als angemessen wäre, um das technische genetic engineering zu rechtfertigen. Es wird nämlich ein natürliches genetic engineering behauptet, um so möglicherweise den Schritt zum technisch-medizinischen genetic engineering zu erleichtern. Wird also hier die Wissenschaft zur Magd der Industrie, so wie sie früher die Magd der Theologie war (ancilla theologiae)?

Die geänderte Interpretationsweise behauptet:

Wichtige Schritte in der Evolution seinen nicht zufällig, sondern würden zu bestimmten Zeiten durch ein natürliches genitic engineering ausgeführt, um besonders auf wechselnde Umweltanforderungen zu reagieren. Also nicht mehr zufällige, sondern durch den Organismus selbst im Genom gerichtet ausgeführte Umbauvorgänge seine entscheidend.

Joachim Bauer betont, dass es nicht nur der Einzelorganismus ist, der so genetisch reagieren kann, sondern ein ganzes Ökosystem. Von „egoistischen Genen“ bleibt in dieser Auffassung, wohl zurecht, nichts mehr übrig. Vielmehr handelt es sich um gerichtete Veränderungs- und Anpassungsvorgänge auf mehreren Ebenen bis hinunter zum Genom. Das Genom selbst wiederum ist ebenso hierarchisch gegliedert.

Referenz:

Shapiro. A 21st century view of evolution: genome system architecture, repetitive DNA, and natural genetic engineering. Gene (2005) vol. 345 (1) pp. 91-100