urteilsvermögen

Sich in verschiedene Sichtweisen hineinzuversetzen, zu denken, zu empfinden, ist eine Kunst, die geübt werden muss. Sie setzt Kraft und Zeit voraus. Und es sind vorab Einschätzungen, wenn man so will „Vorurteile“, nötig, die bestimmen, welche Positionen es gibt und welche davon es wert sind, sich mit ihnen zu beschäftigen.

Durch das gründliche Erwägen verschiedener Standpunkte ist eine bessere Urteils- und Entscheidungsfindung möglich. Ganz besonders aber im Krieg ist die richtige Handlung von der zutreffenden Einschätzung des Gegners abhängig. Diesen sollte man besser kennen, als er sich selbst.

entscheidung

Wenn sich eine Situation zuspitz, schwieriger wird, müssen Entscheidungen getroffen werden. Die Durchsetzung der Entscheidungen fordert und übt die Kräfte. Das Ergebnis kann, muss aber nicht eine Verbesserung sein.

Das ist der Sinn von Krisen und die Wortherkunft, κρίσις, entspricht der Entscheidung.

So kann Leid in der Tat nicht nur eine Prüfung unserer Kräfte bedeuten, sondern auch eine Stärkung, indem wir uns anstrengen müssen, aus dem gewohnten Trott herausgehoben werden und dadurch vielleicht grundlegen zum Besseren gelangen.

freiheit

Was ist Freiheit?

Freiheit gibt es nur im Bezug auf die Zukunft. Und Freiheit gibt es allein als Wahlmöglichkeit in Gedanken, die auf die Zukunft gerichtet sind. Im Bezug auf die Wirklichkeit gibt es nur eine Variante. Zumindest in unserer Alltagserfahrung existiert nur eine Welt gestern und heute. Für die Zukunft können wir uns mehrere Möglichkeiten, mehrer Entscheidungsmöglichkeiten vorstellen. Wirklich kann dann auch nur eine Möglichkeit werden in der gegenwärtigen und vergangenen Realität. 

Noch einmal zur Klärung des vielgeschundenen und missbrauchten Begriffs Freiheit: Freiheit ist eine vorgestellte Wahlmöglichkeit für die Zukunft. Freiheit gibt es nur im geistigen Bezug auf Zukünftiges und hier nur dann, wenn Entscheidungsmöglichkeiten antizipiert werden können. Wenn bewusst ist, dass man keine Wahl haben wird, hat man auch in der Vorstellung von der Zukunft keine Freiheit.

Damit ist das Problem von Freiheit und Determinismus gelöst. Determinismus besteht für die Gegenwart und Vergangenheit. Determinismus heißt ja nur, die Sache ist entschieden (determinare).

Freiheit besteht für die vorgestellten, in Gedanken durchgespielten, für die geistigen Wahlmöglichkeiten bezüglich der Zukunft. Eine sehr alte Frage ist hiermit geklärt. Das hat auch Bedeutung für das praktische Handeln, im engeren Sinne für die Politik.