Erziehung, praktische Philosophie
Schlager, Pop, Rock, R&B … insgesamt alle Richtungen der modernen Unterhaltungsmusik und Massenkultur finde ich schwer erträglich.
Warum gibt es keine Pflege und Wiederbelebung der Volkslieder? Warum wird das Brauchtum nicht bewahrt und modernisiert, der Volkstanz, die Volksmusik, der sprachliche Dialekt und die einheimische Tracht?
Gut, ich glaube, dass die Vermarktungsinteressen einer globalisierten Lifestyle-Industrie dagegen stehen. Jeder soll überall auf der Welt die gleiche Musik hören, dieselbe Kleidung tragen und die gleiche Sprache – Englisch – sprechen.
Außerdem sollen die Modeströmungen beständig wechseln. Die neue Mode schafft neuen Absatz. Jeder will das Neueste haben und soll es kaufen. Man schaut auf das gerade Angesagte, macht die neuesten Trends mit und lässt sich mitreißen wie ein Lemming in die globalisierte Entmündigung und Ausnutzung der Konsumenten durch das Finanzkapital. Zu Konsumenten und Arbeitskräften lassen sich die Menschen auf diese Weise reduzieren und leisten dagegen erstaunlich wenig Widerstand.
Was aber, wenn, im Vergleich mit der modischen Unterhaltungsmusik, viel bessere und seit Jahrhunderten bekannte Volkslieder gepflegt würden? Ja, was wäre, wenn sich die Menschen nicht nur vorwiegend berieseln lassen würden, sondern selbst in stärkerem Maße produktiv wären, wenn sie selbst singen, musizieren, vielleicht sogar komponieren und dichten würden?
Was, wenn das Ganze in die alte, bestehende, jeweilige, regionale Kultur hinein passt, wenn es altes und ältestes Brauchtum aufnehmen würde?
praktische Philosophie
Eine rational begründete Moral ist gefährlich.
Immer lassen sich Gründe und Argumente gegen ein sittliches Gebot finden. Die Spitzfindigkeiten nehmen kein Ende.
Die Sofisten spüren Schleichwege auf, um an unbequemen Haltungen und Konsequenzen vorbei zu lavieren.
Man redet sich sozusagen heraus und macht es sich bequem in willkürlichen Argumentationsfetzen.
Was könnte man dagegen anführen?
- einmal die Religion, eine religiöse Haltung
- die Tradition, das Bewährte, das allerdings auch heute bestehen können muss
- die Ästhetik, das Schöne, bietet auch moralische und außerrationale Kriterien
Religion
Friedrich von Hayek bezeichnete einerseits die Religion als einzig mögliches und wirksames Fundament für traditionsgeführte Lebensweisen und besonders für Moralvorstellungen.
Hier sieht er in der Tradition durch Evolution gewachsene und in der Auswahl (Selektion) bewährte Dinge, die rationalen Konstrukten überlegen sind, da hochkomplexe Strukturen nicht annähernd planbar und durch die Vernunft beherrschbar sein können.
Andererseits zeigt sich Hayek als Agnostiker, weil er Gott nicht verstehe.
Mir stellt sich hier die Frage, ob er seine eigene Pointe nicht bemerkt hat. In der Religion, in der christlichen und ganz besonders schön in der sehr traditionell katholischen, ist Gott ein unergründliches Geheimnis; er und alle wesentlichen Glaubenstheoreme sind nicht rational fundiert, sind nicht durch die menschliche Vernunft hervorgebracht. Gerade darin schützen sie vor aufdringlicher und täppischer „Hinterfragbarkeit“.
Hayek müsste für seine traditionelle und nicht rationale Ethik den geheimnisvollen Gott, den mysteriösen Glauben an ihn, begrüßen und, wo möglich, annehmen.
Leben, Ökonomie, praktische Philosophie, Religion
Alter und das Alte gelten in den Massenmedien eher als schlecht. Jugendlichkeit ist höher im Kurs. Gegen das Altern soll Antiaging helfen, selbst wenn der Schuss in mehrfacher Weise nach hinten los geht. Auch die Warenwelt liebt das Neue, den Wechsel der Moden, die „Innovation“, um den Absatz der Güter zu fördern und immer weiter zu steigern.
Doch das Alte ist auch das Bewährte. Etwas das lange Bestand hat ist solide, gut gebaut, fest und widerstandsfähig. Das könnte man so ungefähr von alten Schuhen, ja auch von alten Menschen, oder von alten Moralvorstellungen sagen.
Die Dignität des Alten ist nicht zu unterschätzen.
In Religion oder Philosophie ist der Bezug auf Vorvormaliges nicht selten. Luther geht auf die Bibel zurück (ad fontes), Heidegger auf die Vorsokratiker.
Künstlich wird der Anschein hohen Alters erzeugt. Ein Beispiel gibt Martin Walser von einem Herren, der seine Anzugstoffe durch Lagerung in der Sonne ausbleichen lässt. Thomas Bernhard schreibt von dem Renomieren des Adels mit ältesten Lodenkleidungen. Unter 100 Jahren wäre es gar nichts wert. Auch für die Ahnentafel gilt, je länger, desto besser, am besten bis ins Neolithikum.
Die kleine Renaissance des alten, lateinischen Ritus in der katholischen Kirche ist ein ebensolches Stück Würde des Alten. Martin Mosebach schreibt hierüber.
Die Theologie geht über das Alte auf das schon immer Gewesene, das Ewige hinaus.