erfolgreich

In einer Gemeinschaft gibt es viele erfolgreiche Menschen. Diese sind meist mit der bestehenden sozialen Ordnung zufrieden. Unzufriedenheit kann aber auch bei den Reüssierten angetroffen werden, insofern sie noch weiter aufsteigen wollen. Diese Unzufriedenheit kann mit sich selbst bestehen oder mit sehr eingegrenzten Strukturen der jeweiligen Arbeitswelt, Familie usw., ist in der Regel aber nicht auf das „ganze System“ bezogen.

Wenn die Auswahlkriterien für Erfolg wirkliche Stärken sind, dann sind die Starken zufrieden und glücklich.

Die Schwachen aber, die „Zukurzgekommenen“ sind unzufrieden. Sie kritisieren die bestehende Sozietät. Die Kritik kommt politisch gesehen von links oder rechts. Und sie wird darauf zielen, die herrschenden Eliten als ungeeignet zu kennzeichnen.

Das Argumentationsmuster sieht folgendermaßen aus:

Die Erfolgreichen haben ihren Erfolg nicht wirklicher Stärke zu verdanken. Sie sind nicht deswegen erfolgreich, weil sie z. B. tüchtig, fleißig, tapfer, unternehmerisch, geschickt, schnell, kommunikativ … sind.

Vielmehr fehlen ihnen die wahren Stärken und sie sind an der Spitze, weil sie verwerfliche Eigenschaften besitzen und sich übler Praktiken bedienen. Sie sind, dieser Argumentation zufolge, ehrgeizig, korrupt, gierig, verbrecherisch, faul, schleimig, prinzipienlos, ausbeuterisch und mafiös.

Die Kritiker dagegen beanspruchen für sich, als fiktiv konkurrierende Elite, dass sie positiv bewertete Stärken besitzen und somit die eigentliche, wirkliche führende Schicht bilden würden, wenn es mit rechten Dingen zuginge. Und dafür zu sorgen, dass es mit rechten Dingen zugeht, ist ihr Ziel. Sie, die Gesellschaftskritiker, wollen die wahren Werte zur Geltung bringen und dann, weil sie diese Werte besitzen, zur rechtmäßigen Führung aufsteigen.

Dieses Muster findet man sowohl links wie rechts der Mitte.

Was aber sind, jenseits der Apologie der Erfolgreichen und andererseits ohne die Verdrehungen und moralischen Wolkenkuckucksheime der Gescheiterten, die legitimen Maßstäbe zur Bewertung einer Gemeinschaft?

Sollte man eine Gesellschaft nur an ihren eigenen Werten und Maßstäben messen? Und, wenn andere externe Kriterien legitim wären, welche Kriterien zur Bewertung einer Sozietät wären das, und wie wären sie legitimiert?

Bildet das sogenannte Naturrecht, das ohne menschliche Setzung und Tradition bestehen soll, einen Maßstab? Das Naturrecht wäre nach Auffassung der katholischen Kirche von Gott gegeben. Da diese Kirche das Gottesgnadentum mit dem Naturrecht verband und dann in demokratischen Zeiten diese Verbindung wieder auflöste, ist Skepsis angebracht.

Auch der normative Libertarianismus gründet in einem behaupteten Naturrecht auf Eigentum, vornehmlich auf Eigentum an einem selbst. Auch diese Auffassung ist historisch gewachsen und keine natürliche Setzung, was allerdings zu begründen ich hier schuldig bleibe.

Ein populärer Maßstab sind die Menschen- und Grundrechte. Und da nach meiner Auffassung nichts Besseres zu haben ist, dürfte es legitim sein diesen Maßstab zu gebrauchen und den Missbrauch der Menschenrechte zu kritisieren und wo möglich zu hindern. Es kann sogar eine Pflicht sein, Verstöße gegen die Menschen- und Grundrechte zu bekämpfen.

negativ

Burrhus Frederic Skinner, der bekannteste us-amerikanische Vertreter des Behaviorismus, hat es klar formuliert. Bestrafung, Kritik und alle negativen Reaktionen sind selbst nachteilig. Der Kritisierte wird eher nicht sein Verhalten ändern. Einmal hat das bisherige Verhalten ihm offenbar gegenüber Alternativen Vorteile gebracht. Zudem ist eine Änderung von Verhaltensmustern mit einer erhöhten Anstrengung verbunden.

Bestrafung führt dazu, dass nicht die bestrafte Handlung vermieden wird, sondern der Bestrafer. So meidet der Dieb nicht den Diebstahl, sondern die Polizei, und das Kind, das Schokolade nascht, meidet nicht die Schokolade, sondern verbirgt das Naschen vor der Mutter. Verbotenes wird verheimlicht. Noch ein Beispiel: der Steuerhinterzieher meidet nicht die Steuerhinterziehung, sondern das Finanzamt und die Steuerverhandung.

Neben der fehlenden Wirksamkeit ist das Meckern, Nörgeln, Kritisieren, Verbessern usw. auch gegen den guten Geschmack. Kritik, Beschwerden, Zurechtweisungen, Schuldzuweisungen etc. passen zu einem grantigen Hausmeister, einem Concierge, ein wirklicher Herr, ein Gentleman sollte sie meiden.

kritik

Kritik ist notwendig, weil in vielen Fällen berechtigt.

Sie hat aber auch prinzipielle Nachteile. Der Kritiker masst sich einen höheren Standpunkt an, eine bessere Einsicht, eine überlegene Erkenntnis.

Das wirkt arrogant. Umgekehrt ist der Kritisierte möglicherweise gekränkt, verärgert, fühlt sich zu einer Rechtfertigung genötigt oder glaubt er müsse sich entschuldigen.

Bisweilen folgt auch auf die Kritik der Gegenangriff, die Retourkutsche, und der Streit beginnt.