zuverlässigkeit

Ethik kreist unter anderem um Zuverlässigkeit, die für Verhaltensnormen erreicht werden soll. Nicht von der jeweiligen Opportunität abhängig, sondern möglichst verlässlich soll moralisches Handeln sein.

Nur, wer weiß noch etwas von Moral und deren Theorie, der Ethik?

Anstrengungen werden vermieden, der sofortige Lustgewinn wird gesucht. In der Wirtschaft zielt man auf Effizienz in dem Sinne:

  • Maximaler Gewinn bei minimalem Einsatz
  • wenig arbeiten und möglichst viel dabei verdienen
  • seine Kunden und Zulieferer, ja alle wirtschaftlich mit einem verbundenen Menschen, zum eigenen Vorteil zu ge- und missbrauchen, ohne dass jemand einen Verdacht schöpft und etwas davon merkt
  • vielmehr geriert man sich nach außen als Wohltäter, zeigt dabei seinen wirklichen oder vorgespielten Erfolg und präsentiert sich in menschenfreundlichem Licht
Wann wachen die Anständigen auf, wann toleriert die Gemeinschaft nicht mehr das Schmarotzertum, wann müssen zur Strafe die wirklichen Asozialen einmal harte, lange und produktive (Zwangs- und Straf-) Arbeit leisten?

unbegreiflich

Friedrich von Hayek bezeichnete einerseits die Religion als einzig mögliches und wirksames Fundament für traditionsgeführte Lebensweisen und besonders für Moralvorstellungen.

Hier sieht er in der Tradition durch Evolution gewachsene und in der Auswahl (Selektion) bewährte Dinge, die rationalen Konstrukten überlegen sind, da hochkomplexe Strukturen nicht annähernd planbar und durch die Vernunft beherrschbar sein können.

Andererseits zeigt sich Hayek als Agnostiker, weil er Gott nicht verstehe. 

Mir stellt sich hier die Frage, ob er seine eigene Pointe nicht bemerkt hat. In der Religion, in der christlichen und ganz besonders schön in der sehr traditionell katholischen, ist Gott ein unergründliches Geheimnis; er und alle wesentlichen Glaubenstheoreme sind nicht rational fundiert, sind nicht durch die menschliche Vernunft hervorgebracht. Gerade darin schützen sie vor aufdringlicher und täppischer „Hinterfragbarkeit“.

Hayek müsste für seine traditionelle und nicht rationale Ethik den geheimnisvollen Gott, den mysteriösen Glauben an ihn,  begrüßen und, wo möglich, annehmen.

gut

Es geht um Moral, um Begründung von Moral, also Ethik.

Wenn etwas unmittelbar angenehm ist, sind moralische Regeln nicht nötig.

Erst wenn die nahe liegende Handlung unangenehm ist, oder schwierig, mühsam, schmerzhaft, anstrengend usw., dann wird eine moralische Regel erforderlich. Diese Regel bewirkt im Allgemeinen, dass die unangenehme Handlung in Kauf genommen wird für ein höheres Gut, das mit ihr verbunden ist. Eine Unangenehme Handlung alleine für sich, ohne ein daraus folgendes Gut, ist moralisch nicht erstrebenswert. So ist auch „Leiden“ oder ein „Opfer“ ohne ein daraus erwachsendes höheres Gut sinnlos und verwerflich.

Es wird allerdings, durchaus und insbesondere in religiösen Systemen, ein „Opfer“ ohne Rücksicht auf ein höherwertiges Gut gefordert. Das ist vor allem dann hinterhältig, wenn die eigentlichen Profiteure der pseudomoralischen Handlung nicht genannt werden möchten. So wird man Opfer oder Leiden an sich für gut erklären, ohne das dadurch bewirkte Gut zu bedenken, wenn eine Pristerkaste oder irgendeine andere herrschende Gruppe davon profitieren, aber als Profiteure nicht klar erkannt werden wollen, meist aus Furcht vor berechtigter Rebellion.

Die moralische Handlung ist, ökonomisch formuliert, der Preis für den moralischen Gewinn. 

Das Gut ist weiter weg als die moralische Tat. Diese Entfernung kann zeitlich sein. Zunächst muss man als Schüler fleißig lernen, dann bekommt man gute Noten, einen guten Abschluss und den gewünschten Beruf. Der zeitliche Horizont in diesem Beispiel erstreckt sich über viele Jahre. 

Die Entfernung kann auch ein Nutzen für andere Menschen sein, die einem nicht so nahe sind, wie man selbst oder der engere Kreis der Familie, der Kollegen usw.. Z. B. verzichtet man auf das Ausgeben einer Summe und spendet das Geld für notleidende Menschen in einem fremden Land.

Man sieht, das Gut ist weiter weg, ist entfernter, als die moralische Handlung. Die Unannehmlichkeit ist näher, als der Gewinn. Das macht moralische Regeln überhaupt erst nötig und das macht die Befolgung moralischer Regeln auch häufig schwierig und führt letztlich nicht selten zur Missachtung der Regel, der unangenehmen Pflicht.

Wenn Last und Nutzen bei derselben Person liegen, ist die Sache einfacher. Die Ernte wird lediglich später eingefahren.

Komplexer ist es, wenn die Mühen bei dem Einen liegen, der Gewinn aber bei einem Anderen. Der, der die Beschwerlichkeiten hat, fährt nicht die Ernte ein. In der Erwerbswelt sieht es dann so aus, dass der eine die Arbeit hat und der andere den Ertrag der Arbeit genießt. Das ist der Fall schon bei einer schlichten Geldspende. Der Geber muss in der Regel für das Geld arbeiten, der Empfänger hat den Nutzen, den Ertrag der Arbeit. Wenn man jemandem selbst verdientes Geld schenkt oder spendet, arbeitet man mittelbar für ihn.

Die Frage in solchen Fällen ist, wem nützt diese moralische Regel? Cui bono?

Evolutionsbiologisch ist Moral, die nicht direkt die eigenen Gene fördert, von fraglichem Wert. Hier ist es aber auch entscheidend, wie die Einheit bestimmt wird, die einer Selektion unterliegt. Sind es nur Individuen und deren Erbgut (Gene), so ist altruistisches Verhalten gegen nicht verwandte Menschen schwer zu erklären. Sind es größere Menschengruppen und gesamte Naturzusammenhänge (z.B. das globale Ökosystem), die durch Moral einen Vorteil haben, so werden entsprechende Regeln eher verständlich und begründbar.

Von der moralischen Regel, die eine Person befolgt, profitiert ein größerer Zusammenhang, eine größere Einheit, deren Mitglied das moralische Individuum ist. Wer lediglich die Person, das Individuum und sein Genom als Einheit der Selektion betrachtet, kommt zu einer egoistischen Moral. Wer, wie der Autor, Selektion auf verschiedenen Ebenen betrachtet, kann den Vorteil moralischer Regeln für nicht egoistisches Verhalten gut erklären und evolutionsbiologisch begründen. So nutzen beispielsweise Familien, Stämme, Landsmannschaften, Nationen und transnationale Verbände bis hin zur gesamten Menschheit moralische Regeln.