Ökonomie
Waren die politischen Moden der Hippiegeneration durch eine Feindschaft gegen den Kapitalisten und seine Geschäftswelt geprägt, so schwang das Pendel der fashion fads spätestens seit den 80er Jahren in die Gegenrichtung. Gewinnstreben war cool, die geschäftsmäßige Ausrichtung auf immer höhere Profite als alleiniges Interesse war en vogue.
So dumm die eine Haltung, so töricht war die andere.
Richtig ist dagegen das moralisch anständige Leben in der Gemeinschaft, das Zusammenhalten und -arbeiten, und richtig ist, wie Platon in der πολιτεία schreibt, dass jeder ein hinreichendes und seinen Leistungen entsprechendes Einkommen verdient.
praktische Philosophie
Teile und herrsche. Wer herrschen will, sollte dafür sorgen, dass die Beherrschten vereinzelt sind und nicht organisiert. Der „Kampf aller gegen alle“ ist für diesen Zweck der Unterjochung gut geeignet.
Philosophisch wird das durch einen Individualismus gestützt, der als grundlegende Einheit nur die einzelne Person kennt. Und der Einzelne findet sich im wirtschaftlichen, sexuellen, sozialen Wettbewerb mit allen anderen.
Die Freiheit des Einzelnen ist dann ein Euphemismus. Theoretisch ausgeführt kann man das bei Hannah Arendt, Karl Popper und bei Murray Rothbard lesen.
Dagegen stehen Weltanschauungen, die die menschlichen Gemeinschaften auf verschiedenen Ebenen zu ihrem Recht kommen lassen. Die Familie, die Sippe, die Region, die Nation, das Bündnis von benachbarten Nationen kommen durch diese Sichtweisen zur Geltung.
praktische Philosophie
Eine mögliche Unterscheidung politischer Konzepte ist ihre individualistische oder kollektivistische Ausrichtung.
Der Liberalismus, in seiner ausgeprägteren Form der Libertarianismus, betont das Individuum. Axiomatisch versucht Murray Rothbard von unveräußerlichen Rechten des Einzelnen ein rationalistisches Gesellschaftsmodell abzuleiten. Hier bildet nur das Individuum die Grundlage.
Demgegenüber stehen kollektivistische Ansätze, in denen die Gemeinschaft betont wird und über den Wert des Einzelnen gestellt ist. Bekannt sind die unrühmlichen Worte, der Einzelne sei nichts, die Gemeinschaft alles.
Ich selbst denke, dass beide Geschmacksrichtungen politischer Theorien übel sind. Sowohl der Individualismus als auch der Kollektivismus sind einseitig, ja unerträglich.
Die Kunst besteht darin, dem Einzelnen und den Gemeinschaften gerecht zu werden. Auf die komplexe Vermittlung zwischen Individuum und Gruppen kommt es an. Der Einzelne und Gruppen von Menschen in den verschiedensten Formen, wie Familie, Arbeitsteam, Ortschaft, Landschaft, Nation, Nationenbündnisse und Menschheit, haben ihre Bedeutung und ihr Recht.
Das erscheint so auch eigentlich selbstverständlich. Nur in der Realität erschrickt man darüber, in welchem Maß die Balance zwischen den Momenten Individuum und Gemeinschaft verletzt wird.
Ein Beispiel ist die gegenwärtige Weltwirtschaftskrise, die durch sozial unverantwortliches Handeln von egoistischen Individuen und ein individualistisches Politik- und Wirtschaftsmodell verursacht wurde.
Umgekehrt sieht man die Verletzung des Individuums und seiner Rechte besonders deutlich in totalitären Staaten und Gemeinschaften, die es auch heute in zahllosen Formen gibt.