Erziehung, Leben, praktische Philosophie
Warum sind erfundene Geschichten so erfolgreich, so beliebt? Warum lesen oder sehen die Menschen nicht lieber ausschließlich realistische Darstellungen?
Ein möglicher Grund scheint mir, dass erfundene Geschichten, gleichnishafte Erzählungen, Phantasiebilder, zum Nachdenken anregen. Sie provozieren den Vergleich mit der Realität. Und über diesen Bezug auf das was wirklich ist, fördern sie das eigene Nachdenken über die Wirklichkeit.
Ein weiterer Erfolgsfaktor dürfte damit zusammen hängen. Es ist die vielfache Anwendbarkeit auf ganz unterschiedliche reale Situationen. Da die fiktive Darstellung sich nicht auf eine realistische Situatuation bezieht, ist sie vielseitig, an unterschiedlichen Orten, zu verschiedenen Zeiten, bedeutend. Das funktioniert, weil der Rezipient seine jeweilige Realität anhand der Fiktion in seiner Vorstellung selbst erzeugt. Das Hirn des Lesers oder Betrachters erzeugt die Aktualisierung und die Lokalisierung.
In die entgegengesetzte Richtung läuft allerdings der Eskapismus, die Wirklichkeitsflucht durch erfundene Darstellungen. Aber selbst diese ist eine, wenn auch negative, Auseinandersetzung mit dem was ist.
Evolution, praktische Philosophie
Das Fernsehen, Filme, Unterhaltungsliteratur bauen eine Scheinwelt auf, in die sich das Publikum flüchten kann. Das ist gefährlich, denn diese Scheinwelt verhindert das Verständnis der wirklichen Welt. Die Realitätsflucht erschwert das Bestehen in der Realität.
Fähigkeiten verkümmern, die in einer Fernsehwelt nicht geübt werden. Kinder werden unsportlich, besitzen weniger räumliche Koordination, die Sprachkompetenz nimmt ab und die Fähigkeit zum Zwischenmenschlichen ist schwächer entwickelt.
Kurz, diese Scheinwelten machen dumm, dick, lebensuntüchtig und führen zu weniger Nachkommen. Die Scheinwelten mutieren ihre Opfer zu evolutionären Blindgängern.
Information, Kunst ist dann gut, wenn sie das Verständnis unserer wirklichen Lebenswelt stärkt. Evolutionsbiologisch gesehen, ist die Darstellung von Welt oder von Phantasiewelten dann gut, wenn sie zu Erhalt, Wachstum und Vermehrung führt.
Frank Schirrmacher ist u.a. ein Prophet dieses Themas.
praktische Philosophie
Was ist Freiheit?
Freiheit gibt es nur im Bezug auf die Zukunft. Und Freiheit gibt es allein als Wahlmöglichkeit in Gedanken, die auf die Zukunft gerichtet sind. Im Bezug auf die Wirklichkeit gibt es nur eine Variante. Zumindest in unserer Alltagserfahrung existiert nur eine Welt gestern und heute. Für die Zukunft können wir uns mehrere Möglichkeiten, mehrer Entscheidungsmöglichkeiten vorstellen. Wirklich kann dann auch nur eine Möglichkeit werden in der gegenwärtigen und vergangenen Realität.
Noch einmal zur Klärung des vielgeschundenen und missbrauchten Begriffs Freiheit: Freiheit ist eine vorgestellte Wahlmöglichkeit für die Zukunft. Freiheit gibt es nur im geistigen Bezug auf Zukünftiges und hier nur dann, wenn Entscheidungsmöglichkeiten antizipiert werden können. Wenn bewusst ist, dass man keine Wahl haben wird, hat man auch in der Vorstellung von der Zukunft keine Freiheit.
Damit ist das Problem von Freiheit und Determinismus gelöst. Determinismus besteht für die Gegenwart und Vergangenheit. Determinismus heißt ja nur, die Sache ist entschieden (determinare).
Freiheit besteht für die vorgestellten, in Gedanken durchgespielten, für die geistigen Wahlmöglichkeiten bezüglich der Zukunft. Eine sehr alte Frage ist hiermit geklärt. Das hat auch Bedeutung für das praktische Handeln, im engeren Sinne für die Politik.