In einer repräsentativen Demokratie, wie der der Bundesrepublik Deutschland, zählt bei den Wahlen die Mehrheit der Stimmen. Die Masse der Wähler wird propagandistisch hofiert. Aber auch und besonders die Interessen kleiner und dafür um so einflussreicherer Gruppen werden bedient. So macht das Gemeinwohl, das an den Interessen aller, besonders aber auch der zukünftigen Generationen orientiert ist, dem Eigennutz und der Habsucht Platz.
Die politische Theorie hat dafür einen Begriff, der heute kaum noch bekannt ist. Die Ochlokratie bezeichnet diese Verfallsform der Demokratie. Ochlokratie leitet sich ab von ὄχλος (óchlos) – (Menschen-)Menge, Pöbel, Masse, sowie κρατία (kratía) – Herrschaft). Sie ist die korrumpierte Form der Demokratie.
Platon handelt von ihr (Platon, Politikos, 292a), ebenso Aristoteles (Nikomachische Ethik, 1160a) und Polybios (Geschichte, 6).
[7] πρώτη μὲν οὖν ἀκατασκεύως καὶ φυσικῶς συνίσταται μοναρχία, ταύτῃ δ᾽ ἕπεται καὶ ἐκ ταύτης γεννᾶται μετὰ κατασκευῆς καὶ διορθώσεως βασιλεία. [8] μεταβαλλούσης δὲ ταύτης εἰς τὰ συμφυῆ κακά, λέγω δ᾽ εἰς τυραννίδ᾽, αὖθις ἐκ τῆς τούτων καταλύσεως ἀριστοκρατία φύεται. [9] καὶ μὴν ταύτης εἰς ὀλιγαρχίαν ἐκτραπείσης κατὰ φύσιν, τοῦ δὲ πλήθους ὀργῇ μετελθόντος τὰς τῶν προεστώτων ἀδικίας, γεννᾶται δῆμος. [10] ἐκ δὲ τῆς τούτου πάλιν ὕβρεως καὶ παρανομίας ἀποπληροῦται σὺν χρόνοις ὀχλοκρατία. (Polybios, Geschichte, 6)
Begriffe sind die Werkzeuge des Denkens. Fehlen sie, fehlt auch die Reflexion. Ochlokratie ist auch zeitgenössisch eine bedeutende Kategorie, deren Gegenstand es, auch in gradueller Ausformung, zu erkennen und abzuwehren gilt.