schweigen

Die Stoa lehrt schweigen und ertragen bis hin zu Grausamkeit und Sterben. Das alles ohne Regung an sich vorüber ziehen zu lassen, ist die Kunst.

Schweigen auch über allgemeines Unrecht, Krieg, Raub, Völkermord und Zerstörung, Ausbeutung und Betrug, Niedertracht und Verlogenheit. Der Irrsinnige lehnt sich auf, in Verkennung seiner Machtlosigkeit, der Weise ist unbeteiligt, trennt sich von den Widrigkeiten, auf die er keinen realen Einfluss hat, ab und zeigt eine tiefe Ruhe, ja bisweilen eine jenseits wirkende Heiterkeit, zumindest den Anflug eines entrückten Lächelns.

geist

Kämpfe wurden immer schon nicht nur durch Kraft, sondern vor allem durch Geist gewonnen. Der listenreiche Odysseus, der sich nachts in das Lager der schlafenden Feinde schleicht und diese im Schlaf meuchelt, David gegen Goliath geben bekanntes Zeugnis. Und heute ist noch mehr der Geist im Streit entscheidend, besonders weil er die materielle Kraft enorm verstärkt, Strategie und Taktik hebt und die Waffen weiter entwickelt.

unwesentlich

Alles Unwesentliche weg lassen: Eitelkeiten, Rangabzeichen, die doch keine wirklich begründete Autorität bedeuten und die wahrhafte Größe nicht nötig hat, alles was sinnlos zerstreut, schwächt, Zeit frißt.
Unnütze Streitigkeiten, sinnlose Kritik, schwächende Dekadenz, das alles einfach beiseite legen und das Wesentliche verfolgen.

strecke

K. dachte, der Gedanke, man werde geboren, lebe und sterbe, habe eine beruhigende Einfachheit und Klarheit. Er ist übersichtlich und fasst das Leben in drei Schritten zusammen. Geburt, Lebensspanne und Sterben, mehr nicht. Käme, wenn man dem Dualismus von Körper und Geist folgt, noch die Möglichkeit eines Fortexistierens über den Tod hinaus dazu. Aber diese Wandlung einer Lebensstrecke mit zwei Enden in einen geometrischen Strahl mit einem Anfang und ohne Ende, zumindest für die Seele, zerstört die ästhetische Harmonie. Das ewige Leben einer Seele macht zwar unsere Todesfurcht erträglicher. Und die Todesfurcht ist stark, sie bietet einen großen Selektionsvorteil, dacht K. Dennoch sind die Belege für ein Weiterleben der Seele und ein Wiederauferstehen der Körper schwach. Nahtodeserfahrungen, so überlegte sich K., geben Hinweise in diese Richtung der Spekulation.

exzentrisch

Wer sich aus dem Zentrum heraus bewegt, wer die „Mitte“ verlässt, wer vom Durchschnitt abweicht, den nennen wir hier exzentrisch.
Es ist eine Bewegung vom Üblichen weg, fort vom wohl Angepassten. Und der, der sich bewegt oder auch passiv treiben lässt, der Exzentriker, wird seine Bewegung als eine Höherbewegung deuten. Auch und gerade, wenn er sich nach unten bewegt, abfällt, absinkt, ja unterzugehen droht, wird er sich selbst und seinen Mitmenschen, sofern irgend möglich, vormachen, er steige, er bewege sich nach oben von der Gruppe weg, er sei nicht nur anders, sonder im Grunde den Durchschnittlichen überlegen.
Ganz im Gegensatz zu diesen Parvenus der Exzentrik, völlig verschieden davon, bemüht sich der Ekstatiker um Normalität und das sogar recht erfolgreich.

gruppennoten

Wenn in den Schulen Noten vergeben werden, so sind die Benoteten immer, soweit mir bekannt, einzelne Schüler.
Zwar werden erzieherisch auch Teamfähigkeit und Gruppenarbeit gefördert, doch wenn es ernst wird, bleibt jeder auf sich allein gestellt und wird zum Einzelkämpfer in benoteten Tests.
Warum wird nicht auch die Zusammenarbeit benotet, warum werden bei geistigen Wettbewerben nicht auch Mannschaften gebildet wie im Sport.
In der Arbeitswelt jedenfalls ist die Konkurrenz von Gruppen, Betrieben, Firmen, Konzernen usw. ebenso bedeutsam, wie die Konkurrenz von Individuen.
Die kommende Generation hätte einen großen Nutzen, wenn man ihre Fähigkeit nicht nur zu Einzelkämpferleistungen in Wettbewerben misst, sondern auch Gruppen in Prüfungen gegeneinander antreten läßt, so wie das in Mannschaftssportarten ganz selbstverständlich ist.
Auch intellektuelle Leistungen sind zu einem großen Teil Mannschaftssportarten.