ruhe

Ruheständler sind am Anfang froh über das Ende der Berufsarbeit, statistisch gesehen aber schon nach einem halben Jahr unzufriedener als vorher.

Die aufgezwungenen Anstrengungen, Arbeiten, Abenteuer, Gefahren, Herausforderungen erhalten und erweitern die Fähigkeiten und Kräfte. Wer sich darüber beschwert, hat nichts vom Leben als Übung verstanden.

gewalt

Was sind die Ursachen für Gewalt zwischen Menschen, was die Ursachen für Verbrechen und Krieg? Ein wesentlicher Grund ist die Aneignung von Gütern, die man nicht bezahlen möchte und für die man somit auch nicht arbeiten will um sie kaufen zu können.

Es ist im Grunde das Prinzip, mehr auszugeben, als man einnimmt. Es ist somit das, was einem auch gegenwärtig die meisten Industriestaaten vormachen. Aber warum möchte man mehr ausgeben, als man einnimmt? Nun, die Beantwortung dieser Frage ist leicht. Arbeiten ist mühsam, konsumieren ist angenehm. Die Menschen scheuen anstrengendes Schuften und lieben den entspannenden Konsum. Es ist ein sich gehen lassen, es ist eine Zügellosigkeit im Genuss und Konsum, im Ausgeben, Kaufen, Verbrauchen und demgegenüber eine fehlende Bereitschaft zu qualifizierter Anstrengung, zu ausdauernden Mühen, zu beständiger Spitzenleistung, zu harter Arbeit.

Letztlich nimmt man sich das für das man nicht arbeiten will mit Gewalt.

streng

Wer sich vor den Mühen der strengen, methodischen Forschung drücken möchte, mag ins seicht Spekulative ausweichen. Statt mit der Wirklichkeit beschäftigt er sich mit Vorstellungen, die naiv, unrealistisch und in ihren Auswirkungen auf das Leben gefährlich sein können.

So ist die gegenwärtige Philosophie zum einen Wärmestube für Professoren, die, sei es aus Faulheit oder Unvermögen, zur wissenschaftlichen Anstrengung nun ganz und gar untauglich sind. Zum anderen ist die Philosophie Exitpoint für Aussteiger aus der harten wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit.

Wenn im guten Sinne noch heute Philosophie möglich sein soll, dann dürfte sie dort, ohne ausdrücklich als solche verstanden zu werden, stattfinden, wo mit der Wirklichkeit in Theorie und Praxis fleißig und im Nahkampf gerungen wird.

adel

Wir leben in einer aristokratischen Gesellschaft. Man bemerkt es nicht auf den ersten Blick, sondern muss sich die Augen reiben, zum Beispiel an einem Freitag Abend nach einer sehr anstrengenden Woche. Dann kann man sehen, dass es trotz aller demokratischen Gleichheitsideen immer noch, oder schon wieder, die Unterscheidung der Menschen in Herren und Knechte gibt.

Die Herren haben es nicht nötig zu arbeiten, bestenfalls müssen sie an irgendwelchen Schreibtischen Geschäftigkeit mit bürokratischem Firlefanz simulieren, die Herren erhalten arbeitslose Einkommen als „Transferleistungen“ oder lassen ihr Geld für sich arbeiten.

Und die Knechte müssen produktiv sein, müssen den gesellschaftlichen Reichtum, der immer und überall an menschliche Arbeit gebunden ist, herstellen.

Die Arbeit wird von den Knechten verrichtet, die Früchte der Arbeit werden von den Herren genossen. Die einen sind abgeschafft, die anderen grinsen frisch aus der manchmal feinen, bisweilen auch schäbigen Wäsche.

mühe

Marcel ReichRanicki habe ich führer in der FAZ immer gerne gelesen und mich über jeden Artikel gefreut.

Seine TV-Shows fand ich dann eher idiosynkratisch und in letzter Zeit, seit einigen Jahren, habe ich ohnehin wieder ganz auf den Fernseher verzichtet.

In der FAZ können aber Leser dem hochbetagten Kritiker Fragen stellen und er antwortet darauf teils recht launig. Auf die Frage, warum er so gut schreibe, antwortet er, dass er sich sehr viel Mühe gebe.

Das ist der wesentliche Punkt. Wer meint, das Schreiben sei leicht und keine besondere Anstrengung, sollte gar nicht erst anfangen.

Platon fasste den ersten Satz der Politeia in zahllosen Varianten ab. Und Cicero verglich schreiben mit sterben – scribens est mortuus.

Chandler schloss sich in seinem Zimmer ein und rollte sich auf dem Boden und viele andere gingen auch in Klausur. Luther wurde auf der Wartburg sogar vom Leibhaftigen besucht während er schrieb.