verzicht

Unsere Kommunikation ist auf Konsumwerbung ausgerichtet. Die schnelle und möglichst einfach erscheinende Befriedigung der Wünsche wird vorgespielt.

Dagegen kommen höhere Ziele, langfristige Aufgaben, die Verzicht erfordern, zu kurz. Bildung, das Erlernen und Üben von Fremdsprachen, auch die Schulung in der eigenen Sprache, die Selbsterziehung und Entwicklung in Kunst und Wissenschaft bleiben gegenüber der schalen, schnellen und billigen Bedürfnisbefriedigung auf der Strecke.

Der Komerz schafft den Geschmack eines Lebens von Surrogaten. Das Wahre und Wirkliche wird so den Menschen vorenthalten. Verzicht, Durchhalten, langfristige Anstrengung und Höherentwicklung, Disziplin und echter Gewinn gehen verloren.

Sich Gehenlassen kommt vor Disziplin, Genießen kommt vor Verzicht und Askese, das Sofort besiegt das Später. Alles wird schlapp und kurzatmig.

„Aber wir, die wir weder Jesuiten, noch Demokraten, noch selbst Deutsche genug sind, wir guten Europäer und freien, sehr freien Geister – wir haben sie noch, die ganze Noth des Geistes und die ganze Spannung seines Bogens! Und vielleicht auch den Pfeil, die Aufgabe, wer weiß? das Ziel …

Sils-Maria,Oberengadin im Juni 1885″
[Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse, Vorrede]

demonstrativer konsum

Um ein bestimmtes, erstrebtes Bild vor sich selbst und anderen zu erzeugen, wird manches erworben. Haus, Auto, Jacht, Jagd …

Der Konsum hat hier Zeichencharakter, er ist semiotisch. Es geht nicht allein um den Gebrauch der Sachen, auch wenn deren Hinweischarakter auf die gewünschten Merkmale wie Erfolg, Reichtum, Modernität, Tradition usw. hinterfragt, in Abrede gestellt würde.

wert

Was erzeugt wirtschaftlichen Wert, anders formuliert, wie entsteht wirtschaftlicher Reichtum?

Für den Einzelnen stellt sich die Frage, wie werde ich reich? Eine nicht uninteressante Frage. Wie werden Gruppen, z.B. Familien, Betriebe, Unternehmen, Länder, Nationen oder ganze Erdteile reich oder zumindest wohlhabend. Und was begründet diesen Reichtum, diesen wirtschaftlichen Wert?

Eine mögliche Antwort liegt in der produktiven Arbeit. Hinzu kommt die erfinderische, kreative Arbeit. Dann noch natürliche Resourcen, wie Klima, Boden, Rohstoffe, Luft, Licht …

Aber im Wesentlichen ist es die Arbeit, die Reichtum schafft.

Nun sollte man auch den Genuss des Reichtums nicht von der Arbeit trennen. Ich spreche von arbeitslosen Einkommen, auch der sehr Vermögenden, die „von ihrem Vermögen leben“, aber auch von den Empfängern von Hilfe.

Diese Hilfe sollte m. E. auch sein. Aber auf der anderen Seite muss man die, die Hilfe empfangen, auch zur möglichen Tätigkeit im Gemeinwesen anhalten. Es darf nicht nur genommen werden, sondern der, der erhält, soll nach seinen Möglichkeiten auch geben. Das ist er der eigenen Ehre schuldig und denen, die ihm helfen.

Spekulanten und Rentiers sollten von der Gemeinschaft auf das beschränkt sein, was sie selbst erarbeiten.

Ja auch in Gefängnissen sollte man selbst für seinen Unterhalt einschließlich der Gefängnismauer aufkommen. Auch Gefangene sollte hart arbeiten und nicht auf Kosten der Steuerzahler leben.

konsumsucht, konsumismus

Die Techniker-Krankenkasse gibt eine Studie bekannt, nach der in Deutschland 800.000 Menschen zwanghaft und ohne wirklichen Bedarf kaufen. Sieben Prozent der Bevölkerung seien gefährdet. Der Psychologe Gerhard Raab, Ludwigshafen, habe die Sache untersucht.

Tatsächlich ist Gerhard Raab Hochschullehrer für Marketing und „internationales Marketing Management“ an der Fachhochschule Ludwigshafen. Er beschäftigt sich damit, wie man Produkte an die Kunden verkauft, im Grunde genommen auch mit der Frage, wie man Konsumenten süchtig macht. Der Experte kommt, und das muss gar nicht unbedingt ein Nachteil sein, nicht aus der konsumkritischen Ecke, sondern aus dem Bereich, der den Absatz und Konsum fördern soll.

Von der Drogensucht profitieren Produzenten und Händler. Bei der Kaufsucht ist es ebenso. Produzenten und Händler profitieren von dieser Krankheit. Ihre Gewinne steigen durch Kaufsüchtige. Werbung hat kein anderes Ziel, als den Absatz zu steigern. Und Werbung ist allgegenwärtig. Sie überschwemmt uns mit Reizen, sie schreit uns an, sie sticht in die Augen, sie überflutet die potentiellen Kunden.  Leisen Töne, das Unaufdringliche scheinen ihr unbekannt. Ein wirkliches Interesse daran, was der Kunde braucht und was er nicht braucht, ist ihr fremd.

Und wo ist die Grenze zwischen „gerne Einkaufen“ und süchtig sein nach Shopping? Es ist doch das Ziel von Werbung, von Handel und Dienstleistung die Konsumenten süchtig nach den eigenen Produkten und Leistungen zu machen.

Der Verkauf soll zwischenmenschliche Bedürfnisse nach Zuwendung und Nähe befriedigen. Die Waren sollen Schönheit, sozialen Status usw. herstellen. 

Natürlich erfüllt der Verkauf das Bedürfnis nach Menschlichkeit nicht. Und Waren machen nicht wirklich schöner. Ein Auto bestimmt nicht wirklich den sozialen Rang. Ein Hochstapler kann eine Luxuskarosse fahren und ein sehr vermögender Mensch oder eine wissenschaftliche Autorität können mit dem Fahrad daherkommen.

So ist es mit den anderen gekauften Dingen. Kleider machen bestenfalls so lange schöner, wie man sie trägt. Sind die Hüllen gefallen, zeigt sich die wirkliche Schönheit, oder auch deren Fehlen. 

Was ist zu tun?

Enttarnen des Ersatzcharkters von Konsum. Marketing und Werbung versuchen die Bereiche zu vermischen und Konsum als Befriedigung verschiedener, starker Bedürfnisse erscheinen zu lassen. Aber in Wirklichkeit ist Konsum definitiv nicht:

  • menschliche Kommunikation, Aufmerksamkeit, Zuhören, Freundlichkeit, Verständnis,
  • Konsum ist auch nicht Anerkennung, Leistung, Erfolg …
  • Konsum ist ebenso wenig Sicherheit, Geborgenheit, Standhaftigkeit, Verläßlichkeit, …
  • Konsum überträgt nicht die Eigenschaften der Produkte auf den Besitzer, ein starkes Auto macht den Fahrer nicht stark, ein schöner Anzug macht aus seinem Träger noch keinen schönen Menschen, ein jugendliches Outfit macht nicht wirklich jünger …

Neben der Enttarnung und der Aufklärung über den Ersatzcharakter des Konsums, muss die Augenmerk auf die wirklich sinnvollen Handlungen gelenkt werden.

Menschlichkeit ist in der Familie, bei Freunden und Bekannten, bei allen Kontakten in der jeweils angemessenen Form möglich. Wird dabei etwas verkauft oder gekauft, verdirbt es das Verhältnis ein wenig, weil offenkundig ein wirtschaftliches Interesse im Hintergrund steht und Menschliches möglicherweise nur als Instrument für gute Geschäfte missbraucht wird. Umgekehrt sollte man geschäftliche Beziehungen sachlich, korrekt, freundlich und vor allem mit Anstand pflegen.

Auch wenn die Werbung den Konsum in den Vordergrund drängt, sollten andere Bereiche betont werden. Wichtiger sind

  • Produktion
  • Lernen
  • Kreativität
  • Besinnung
  • Meditation
  • Bewegung 
  • Nachdenken
  • menschlicher Austausch
  • Schönheit …
Und dann findet auch der Konsum seinen berechtigten Ort.