werben

Eine Aporie des Werbens zeigt sich bei der Bemühung um Fortpflanzungspartner, wie um Kunden. Wer sich desinteressiert gibt, aber dennoch im Bewußtsein verankert bleibt, lenkt mehr Interesse auf sich, als der allzu Bemühte.

Ist die Ware vorzüglich, muss man sich um den Absatz nicht sorgen.

Der springende Punkt liegt in der intentio obliqua. Eine möglichst feste und positive Verankerung im Bewußtsein ist nötig und zugleich ein glaubhaft demonstriertes Desinteresse. Da Verstellungen allerdings häufig durchschaut werden und die Menschen für diese ein feines Sensorium entwickelt haben, ist es möglicherweise am wirksamsten, wenn die Gleichgültigkeit nicht gespielt sondern tatsächlich vorhanden ist.

Dann allerdings wird es mit der Verankerung im Bewußtsein schwierig, denn wer echte Gleichgültigkeit besitzt, wird sich auch um eine Infiltration der Vorstellungswelt seiner möglichen Partner keine Gedanken machen. Aber hier spielt dann zuweilen einfach die schicksalhafte Fügung ihr Spiel.

murmeln

Es genüge, Voltaire zufolge, nicht zu schreien, man müsse auch Unrecht haben. Das Zitat wurde dem homorlosen Ehepaar Heidegger von Günther Anders vorgesetzt als Revanche für ein bescheidenes Abendessen.

Im Gleichen sei es nicht genug zu murmeln, man müsse auch Recht behalten.

Und Letztlich, so sei hinzugefügt, müsse man die Wahrheit sehr versteckt und auf nicht nachvollziehbaren Umwegen in die Welt bringen, um der Vernichtung zu entgehen durch die, denen die Wahrheit schon immer geschadet hat.

dunkel

Wenn die deutsche Lyrik in helle und dunkle Gestalten unterteilt wird, dann geht meine Neigung zu beiden Seiten, zu Hölderlin wie auch zu Goethe, zu Rilke und auch zu Brecht. In der klassischen Philosophie allerdings faszinieren mich Πλάτων und Ἡράκλειτος ὁ Ἐφέσιος mehr als Ἀριστoτέλης und die Folgen.

Das Dunkle, das Rätsel, das Geheimnis regt zum Denken und Forschen an und ist in dieser Weise dem Klaren und endgültig Formulierten voraus.

ornamental

Gegen den Minimalismus und Reduktionismus der Moderne stellt sich die überschießende Verschwendung in Ornamenten, in Kraft und Gestaltung. Das zunächst Sinnlose, das Unwirtschaftliche, Überflüssige und Überfließende, der demonstrative Konsum, wie ihn Thorstein Bunde Veblen erklärte, Luxus und Pracht sind die Gegenmomente.

Als Zeichen von Macht, hier besonders als Werbung um Fortpflanzungspartner und als Rangzeichen der Gemeinschaften, erfüllt das sinnlos Verschwenderische seinen Sinn.

Nietsche hat die überschießende Kraftentfaltung vielfach beschrieben, ihren evolutionsbiologischen Sinn aber nicht in dem heute möglichen Grad erfasst.

Besonders fein gibt sich der Überfluss als luxuriöser Minimalismus, als Beschränkung auf das Notwendigste in seiner wertvollsten Gestalt. Oskar Wilde prägte das Bonmot, er sei bescheiden und wolle nur das Beste.

razor

Ockham’s razor ist in vielen Varianten formuliert worden, vorher und besonders nach William of Ockham.

Die Moderne bestimmt sich durch das Weglassen von Überflüssigem. Es so einfach wie möglich zu machen, ist maßgebendes Gestaltungsprinzip in Wissenschaft, Kunst und Leben.