praktische Philosophie
Die Demokratie gilt fraglos als die beste Staatsform. Sie bedeutet die Herrschaft des Volkes. Das aus dem antiken Griechisch stammende Wort Δημοκρατία setzt sich zusammen aus δήμος [démos], „Volk“, und κρατία [kratía], „Herrschaft“.
Herrschaft bestimmt sich durch den Unterschied von denen, die herrschen und denen, die beherrscht werden. Wenn alle herrschen, herrscht niemand. Somit wäre die Herrschaft des gesamten Volkes gar keine Herrschaft.
Wenn tatsächlich aber geherrscht wird, dann tut nicht jeder was er will, sondern die Herrscher setzen ihren Willen durch und die Beherrschten müssen Dinge tun, die sie selbst nicht wollen. Das ist für die Beherrschten nicht immer angenehm. Und so kann es kommen, dass sich die Beherrschten gegen die Herrscher zur Wehr setzen.
Die Herrscher werden dagegen Maßnahmen ergreifen. Eine Strategie kann sein, die Herrschaft zu verschleiern. Man kann im Sinne der Demokratie argumentieren, dass das Volk ja selbst herrscht und somit nicht dem fremden Willen eines Herrschers folgt, sondern das Volk handelt in einer Demokratie nach seinem eigenen Willen. Eine Rebellion gegen seinen eigenen Willen wäre sinnlos.
Gesundheit, praktische Philosophie
So segensreich der Breitensport, der Sport für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und besonders auch für ältere und sogar alte Menschen ist, so schädlich ist der Hochleistungs- und Profisport.
Und das aus vier Gründen:
- Hochleistungssport ist ungesund. Die Sportler ruinieren häufig ihren Körper u.a. durch Verletzungen und Doping, aber auch durch Überlastung.
- Die geistige Entwicklung kommt zu kurz. Intellektuell bleiben die Spitzensportler weit unter ihren Möglichkeiten, da ihnen für das geistige „Training“ die Zeit und die Kraft fehlen.
- Die Vorbereitung einer beruflichen Karriere für der Zeit nach der sportlichen Laufbahn wird vernachlässigt.
- Der Gebrauch des Profisports zum Sportkonsum vor dem Fernseher und die Verquickung mit der Werbeindustrie sind unschön.
Also:
- Breitensport ist zu fördern, durchaus auch leistungsorientiert, aber immer nur als „Nebensache“, immer nur von echten Amateuren ausgeübt.
- Hochleistungssport ist entschieden, aus den oben angeführten Gründen, abzulehnen.
Erziehung, Leben, praktische Philosophie, Religion
Auch Kinder zweifeln bisweilen an religiösen, übernatürlichen Mythen. Aber der Glaube überwiegt. Und in der Erziehung werden mit der jeweiligen Religion, ihren Wunder- und Heilsgeschichten, Verhaltensnormen transportiert und eingeübt.
Wenn dann, häufig bei Jugendlichen, die Rebellion gegen die Welt der Erwachsenen folgt und die Geschichten der Religion in ihrer Zweifelhaftigkeit erscheinen und zudem am Verhalten der religiösen Autoritäten die Scheinheiligkeit und doppelte Moral gesehen wird, dann passiert etwas Verständliches, aber für die moralische Entwicklung junger Menschen gleichwohl Schädliches. Sie lehnen nicht nur die Mythen ab und den jeweiligen selbstgefälligen und verkommenen Klerus, sondern auch leider viele moralische Überlieferungen, die, für sich genommen, gut sind, und, hätten sie nicht das religiöse Drumherum, auch von jungen Menschen zweifelsohne als richtig empfunden werden könnten.
So leistet Religion mit ihrer Verquickung von unwahren Geschichten, von Mythen, mit guten moralischen Regeln in der Erziehung genau das Gegenteil von dem, was sie erreichen möchte. Statt die Moral zu festigen und gar zu begründen, führt der Konnex von Mythos und Moral zu einer Ablehnung von beidem. Beides bekommt den Anschein des Falschen, obgleich ihn die Mythen in höherem Grade verdienen.
Und selbst die Mythen erleiden ihr Schicksal der Verwerfung durch junge Menschen zu Unrecht. Erfundene Geschichten, fiktionale Texte, religiöse Erzählungen sind in großen Teilen faktisch unwahr. Aber sie können dennoch mächtige Bilder erzeugen, zu wichtigen Interpretationen führen. Das alles aber unter der ausdrücklichen Berücksichtigung ihrer Fiktionalität.
Die Auferstehung Christi ist kein Tatsachenbericht, sondern eine großartige Phantasiegeschichte.
Vor Ostern 2009
Erziehung, praktische Philosophie
Schlager, Pop, Rock, R&B … insgesamt alle Richtungen der modernen Unterhaltungsmusik und Massenkultur finde ich schwer erträglich.
Warum gibt es keine Pflege und Wiederbelebung der Volkslieder? Warum wird das Brauchtum nicht bewahrt und modernisiert, der Volkstanz, die Volksmusik, der sprachliche Dialekt und die einheimische Tracht?
Gut, ich glaube, dass die Vermarktungsinteressen einer globalisierten Lifestyle-Industrie dagegen stehen. Jeder soll überall auf der Welt die gleiche Musik hören, dieselbe Kleidung tragen und die gleiche Sprache – Englisch – sprechen.
Außerdem sollen die Modeströmungen beständig wechseln. Die neue Mode schafft neuen Absatz. Jeder will das Neueste haben und soll es kaufen. Man schaut auf das gerade Angesagte, macht die neuesten Trends mit und lässt sich mitreißen wie ein Lemming in die globalisierte Entmündigung und Ausnutzung der Konsumenten durch das Finanzkapital. Zu Konsumenten und Arbeitskräften lassen sich die Menschen auf diese Weise reduzieren und leisten dagegen erstaunlich wenig Widerstand.
Was aber, wenn, im Vergleich mit der modischen Unterhaltungsmusik, viel bessere und seit Jahrhunderten bekannte Volkslieder gepflegt würden? Ja, was wäre, wenn sich die Menschen nicht nur vorwiegend berieseln lassen würden, sondern selbst in stärkerem Maße produktiv wären, wenn sie selbst singen, musizieren, vielleicht sogar komponieren und dichten würden?
Was, wenn das Ganze in die alte, bestehende, jeweilige, regionale Kultur hinein passt, wenn es altes und ältestes Brauchtum aufnehmen würde?
praktische Philosophie
Von Platons Politeia habe ich das Diktum in Erinnerung, ein Kranker möge schnell gesund werden, oder schnell sterben.
Verächtlich spricht er von Menschen, die ihre Krankheiten pflegen, zu endlosen Behandlungen und Kuren ihre Zuflucht nehmen und weder gesunden, noch sterben können.
Der griechische Philosoph war hart.
praktische Philosophie
Im ersten Gang ist es ratsam unkritisch einen Text zu lesen und eher zu glauben, als zu zweifeln, mehr zu verstehen, als zu widersprechen.
Von Gottfried Wilhelm Leibniz schreibt Bertrand Russell in seiner Schrift A History of Western Philosophy (1945), Leibniz habe zunächst alles was ihm vorgetragen wurde für vernünftig gehalten, jedem Autor habe er zunächst Glauben geschenkt. Und wenn das Leibniz tat, dann würde es uns kleineren Geistern auch nicht schlecht anstehen.
Ein Kritiker überhebt sich schnell, er nimmt einen vermeidlich höheren Standpunkt ein, plustert sich auf, ohne häufig die Sache, die er besser zu wissen vorgibt, auch nur in den einfachsten Formen zu begreifen.