praktische Philosophie
Eine prompte Pflichterfüllung schafft Zufriedenheit. Prompt heißt nicht nur pünktlich zum Termin, sondern sobald als irgend möglich.
Beispielsweise kann eine Rechnung zur Fälligkeit in zwei oder vier Wochen gezahlt werden, oder sofort nach Erhalt und zügiger Prüfung. Hausaufgaben können unmittelbar nach Unterrichtsende gemacht werden, oder aber auf den letzten Drücker spät abends und noch schlechter am Morgen vor dem Schulunterricht.
Die prompte Erledigung befreit von dem Gedanken an eine noch zu erfüllende Pflicht, die Erleichterung ist beachtlich und man schafft sich einen Sicherheitsabstand für mögliche Zwischenfälle. Denn wenn man alles bis zum letzten Moment aufschiebt und dann zum Schluss noch etwas dazwischen kommt, wird es eng und man benötigt einen Kraftakt um es überhaupt noch zu schaffen, oder aber es gelingt nicht mehr zum Termin und man wird säumig.
Die prompte Pflichterfüllung senkt auch das Risiko, etwas zu vergessen.
Somit ist es eine Frage der Lebensklugheit, des guten Stils und der Vorbildfunktion für alle mit erzieherischen Aufgaben, die Dinge prompt und nicht nur pünktlich und fristgemäß zu erledigen.
Lehrer an Schulen oder Hochschulen, Eltern, überhaupt alle Autoritätspersonen sollten konsequent in dieser Hinsicht sein. Das muss man von ihnen erwarten können.
Die Wirklichkeit zeigt leider nur zu oft ein gegenteiliges Verhalten. Man schiebt Arbeiten auf, erledigt sie gar nicht, oder unvollständig, oder schludert es lieblos hin.
Eine Erneuerung beginnt nicht in großen Reden oder Reformentwürfen, auch erwarte ich keine positive Veränderung durch Ideologien, Weltanschauungen oder auch Religionen.
Der Weg zum Besseren führt über kleine konkrete Schritte. Die prompte Erledigung von Aufgaben und Pflichten könnte einer dieser kleinen Schritte sein.
praktische Philosophie
Eine rational begründete Moral ist gefährlich.
Immer lassen sich Gründe und Argumente gegen ein sittliches Gebot finden. Die Spitzfindigkeiten nehmen kein Ende.
Die Sofisten spüren Schleichwege auf, um an unbequemen Haltungen und Konsequenzen vorbei zu lavieren.
Man redet sich sozusagen heraus und macht es sich bequem in willkürlichen Argumentationsfetzen.
Was könnte man dagegen anführen?
- einmal die Religion, eine religiöse Haltung
- die Tradition, das Bewährte, das allerdings auch heute bestehen können muss
- die Ästhetik, das Schöne, bietet auch moralische und außerrationale Kriterien
praktische Philosophie
Schubladen, Etiketten, Begriffe können kennzeichnen. So gilt ein Mensch als konservativ, als freundlich u.s.w..
Genauer betrachtet, zu verschiedenen Zeiten in differenten Zusammenhängen, zeigen sich meist unregelmäßige Grenzen, Verwischungen und Verschiebungen.
Ein Konservativer lebt eher wie ein Sozialist und umgekehrt. Ein freundlicher Mann ist als Vorgesetzter verletzend und taktlos. Und ein dummer Mensch ist bisweilen sehr klug und vice versa.
Ich denke, das eigene Leben und das unserer Mitmenschen ist zu kurz und zu wertvoll, als dass man sich in Schubladen zwängen sollte oder dass man sich Kategorien überstülpen lässt. Niemand sollte einem Klischee entsprechen wollen oder müssen.
Freiheit, Kreativität, Individualität und schöpferischer Gemeinsinn und Bereitschaft zur Gestaltung von Veränderungen und die Annahme der Komplexität des Lebens stehen gegen das Einkasteln und Schwarz-Weiß-Malen.
Und dennoch ist ein Leben ganz ohne Kommoden mit ihren Schubfächern auch nicht ideal. Man braucht sie, die Begriffe, eingedenk, dass sie nicht umfassend, nicht ewig und oft grob vereinfachend sind.
Ökonomie, praktische Philosophie
Neuerungen sind teilweise höchst nützlich. Nichts gegen diese. Aber Manches wird nur verändert, um den Absatz zu fördern. Der gefräßige Molloch des Kapitals braucht frisches Fleisch, benötigt Moden und Wechsel.
Diese Form der Innovation ist kulturfeindlich, weil sie das Tradierte über den Haufen wirft, nicht weil es schlechter wäre, sondern weil es den Verkauf neuer Produkte behindert.
Ökonomie, praktische Philosophie
Ethik kreist unter anderem um Zuverlässigkeit, die für Verhaltensnormen erreicht werden soll. Nicht von der jeweiligen Opportunität abhängig, sondern möglichst verlässlich soll moralisches Handeln sein.
Nur, wer weiß noch etwas von Moral und deren Theorie, der Ethik?
Anstrengungen werden vermieden, der sofortige Lustgewinn wird gesucht. In der Wirtschaft zielt man auf Effizienz in dem Sinne:
- Maximaler Gewinn bei minimalem Einsatz
- wenig arbeiten und möglichst viel dabei verdienen
- seine Kunden und Zulieferer, ja alle wirtschaftlich mit einem verbundenen Menschen, zum eigenen Vorteil zu ge- und missbrauchen, ohne dass jemand einen Verdacht schöpft und etwas davon merkt
- vielmehr geriert man sich nach außen als Wohltäter, zeigt dabei seinen wirklichen oder vorgespielten Erfolg und präsentiert sich in menschenfreundlichem Licht
Wann wachen die Anständigen auf, wann toleriert die Gemeinschaft nicht mehr das Schmarotzertum, wann müssen zur Strafe die wirklichen Asozialen einmal harte, lange und produktive (Zwangs- und Straf-) Arbeit leisten?
Leben, praktische Philosophie
Berufskonservative Jouranlisten und Schriftsteller haben etwas Widersprüchliches an sich. Sie sind nicht glaubwürdig.
Der konservative Mensch ist bodenständig und tief in dem Hergebrachten verwurzelt. Er denkt nicht, dass die Gegenwart gut sei, sondern dass die meisten der vorgeschlagenen Verbesserungen alles nur noch schlimmer manchen würden.
Änderungsphantasien, Reformen und Revolutionen, kommen zudem am ehesten von Menschen, die aus Schwäche sich im Bestehenden nicht zurecht finden, deren Unzulänglichkeiten zur Unzufriedenheit führen. Zudem wollen Neuerer Machtpositionen ergattern, die sie im gegenwärtigen Zustand nicht erlangen können, für die sie unter den jetzigen Umständen zu schwach sind.
Der wirklich konservative Mensch ist kein Theoretiker, sondern ein Praktiker. Er handelt, er macht seine Sache so gut wie es eben geht und nutzt dabei die Erfahrungen und die Vorzüge der Tradition.
Der Theoretiker steht dem fern. Er schaut zu und ist zum Handeln oft nicht stark und gut genug. Und er weiß alles besser. So wird er zum Schreiber, zum Intellektuellen und in einem Oxymoron bisweilen zum konservativen Intellektuellen.