kritik

Kritik ist notwendig, weil in vielen Fällen berechtigt.

Sie hat aber auch prinzipielle Nachteile. Der Kritiker masst sich einen höheren Standpunkt an, eine bessere Einsicht, eine überlegene Erkenntnis.

Das wirkt arrogant. Umgekehrt ist der Kritisierte möglicherweise gekränkt, verärgert, fühlt sich zu einer Rechtfertigung genötigt oder glaubt er müsse sich entschuldigen.

Bisweilen folgt auch auf die Kritik der Gegenangriff, die Retourkutsche, und der Streit beginnt.

schön

Das Schöne, Wahre und Gute gehören zusammen.

Die Schönheit ist in der Lebenswelt und in den Wissenschaften oft ein entscheidendes Kriterium, warum man einer Auffassung, oder einer Sache den Vorzug gibt.

Ein eleganter mathematischer Beweis ist kurz, klar und überzeugend.

Ein kräftiger, gesunder Baum ist schön. 

Das Misslungene, Kranke, das Verfallene und das Vernachlässigte wirken oft weniger ästhetisch.

Und das Empfinden des Schönen ist nicht beliebig. Es wird auch nicht nur kulturell geprägt. Selbst Säuglinge aus verschiedenen Kulturen zeigen in ihrer Zuwendung zu beispielsweise schönen Gesichtern eine Übereinstimmung.

In der Entwicklungsgeschichte hat sich eine Anziehung als Schönheitssinn herausgebildet, die das Gesunde, Kraftvolle, oder Biopositive (Albert Schweitzer) bevorzugt. Umgekehrt dürfte sich ein Hang zum Verfallenden, zum Schwachen und Kranken weder genetisch, noch kulturell übertragen, lange halten. Auch dieser Hang zur Dekadenz ist selbst dem Untergang geweiht.

zeit

Zeit hat nur eine Richtung. Wir können nur beständig in die Zukunft gehen.

Im Raum können wir uns vor und zurück bewegen, dagegen erlaubt die Zeit lediglich ein nach vorne, ein wieder zurück ist uns verwehrt.

Unsere Lebenswelt hat aber auch die Kontinuität von beidem, Raum und Zeit. „Sprünge“, das Auslassen bestimmter Intervalle, sind uns im Raum, wie in der Zeit nicht möglich. Lediglich unser bewusstes Erleben kann Auslassungen, Fehlstellen in der Raum- und Zeiterfahrung haben. Wir können schlafen, bewusstlos sein oder „black outs“ haben. Dennoch vergeht auch in diesen unbewußten Zeitabschnitten die Zeit und die Spuren davon sind fassbar. Zum Beispiel ist man nach 5 Jahren im Koma nicht nur um 5 Jahre älter, sondern auch durch die lange Inaktivität gezeichnet.

Staunen kann man, wie die Zeit verläuft und besonders kann man bisweilen oder auch häufig darüber erschrecken, dass Nichts wirklich rückgängig zu machen ist. Nichts ist zeitlich umkehrbar, Nichts kann ungeschehen gemacht werden.

Hier liegt auch der Grund zum Verständnis von Freiheit. Freiheit kann, bedingt durch unser Leben in der Zeit, nicht ein wirkliches Erfahren verschiedener Möglichkeiten sein. Lediglich in unserer geistigen Vorstellung über unsere zukünftigen Möglichkeiten können wir abwägen und frei entscheiden. Diese Wahl zwischen antizipierten Handlungen wird dann besonders als freie Entscheidung empfunden und somit als Freiheit, wenn wir unseren eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Neigungen in möglichst großem Umfange Rechnung tragen können.

früher

Dem konservativen, im Grunde reaktionären „früher war alles besser“ gebe man zu bedenken, dass von Generation zu Generation die Menschen intelligenter werden. Das mag sich in den allerletzten Jahren etwas abschwächen. Der Effekt wurde von dem neuseeländischen Politologen James R. Flynn beschrieben.

Es drängt sich manchmal bei der Rede von der guten alten Zeit der Verdacht auf, dass lediglich der Redner damals besser in Schuss war und heute einige Zeichen von Verfall am eigenen Körper und Geist zeigt.

verdorben

Gute moralische Grundsätze der Religionen werden durch nicht überzeugende Glaubensinhalte verdorben. Anstatt Moral zu begründen, wie das häufig ins Feld geführt wurde, wird moralischem Verhalten innerhalb religiöser Traditionen der Boden entzogen durch metaphysische Annahmen, die für den stark wissenschaftlich geprägten Zeitgeist nicht nachvollziehbar sind.

Wo früher durch Religion ein Boden der Moralität geschaffen wurde, entzieht jene heute der Moral das Fundament.

autorität

In der Erziehung aber auch in Wirtschaft und Politik wird Autorität erwartet und häufig vermisst.

Zwei Formen mit Übergängen sind deutlich, zum einen die echte, natürliche Autorität, zum anderen die formale, aufgesetzte, äußerliche und nicht wirklich mit der jeweiligen Person verbundene.

Die aufgesetzte oder gar angemaßte Autorität fällt sofort weg, wenn das Amt, die Funktion verschwindet. Zudem haben Menschen ohne wirkliche innere Führungsqualitäten das Problem, dass äußerer Anspruch und innere Wirklichkeit auseinander klaffen. Die Rolle bleibt aufgesetzt, ist angemasst, wirkt gespielt und unnatürlich. Es passt einfach nicht zusammen, einerseits ein schwacher, kleiner Mensch und dann auf der anderen Seite eine große, mächtige Rolle. Das sind dann immer mehr oder weniger deutliche Fehlbesetzungen, die Hosen sind zu lang, die Jacken zu weit. Und leider sind die, die das kritisieren und auf den sichtbaren Widerspruch deuten, selbst oft nicht in der Lage die Sache besser und richtig zu machen.

Innere, echte Autorität beruht auf Stärke. Stärke des Menschen, Sachverstand, Erfahrung, Fähigkeiten. Wahre Autorität braucht die äußeren Machtzeichen nicht und verzichtet sogar besser darauf, um Verwechslungen mit bloss angemaßter Autorität noch weiter auszuschließen.

Natürlicher Autorität wird Liebe, Anerkennung, Respekt entgegengebracht, ohne dass sie darauf besonderen Wert legen würde.

Und noch eines, ja etwas Wesentliches: wirkliche Autorität kann und will sich neben- und unterordnen. Sie will nicht unbedingt „führen“. Wenn sie führt, kommt das quasi von ganz alleine und sogar, wie Platon in der Politeia beschreibt, gegen ihren Willen.

Die ganzen Eliteschulen und elitären Verbände und Verbindungen sind dagegen schlicht unangemessen. In ihnen soll vorgeblich die Führungspersönlichkeit erzogen werden, es sollen Menschen gebildet werden, die „Verantwortung“ übernehmen wollen usw.. 

Das scheint doch sehr abgeschmackt, denn zum guten Teil sind die Zöglinge arrogante Tröpfe, deren Anmaßung und Selbstüberschätzung nur noch weiter ins Bizarre gesteigert wird.

Dagegen: nicht jeder kann und soll führen, die Mehrheit muss auf die eine oder andere Weise sich auch unterordnen und viele menschlichen Verhältnisse finden auf Augenhöhe statt, ohne Über- und Unterordnung. Weiter kann Führung und wirkliche Autorität schnell und situationsweise wechseln.

Allen Besuchern von „Eliteschulen“, von ambitionierten Vereinen und Parteien, die so gerne „Verantwortung“ übernehmen wollen ist hier deutlich empfohlen: lernt Stiefelputzen.

Die Fusswaschung in der katholischen Tradition ist ein richtiger Ansatz, auch wenn sie zur Geste verkommen ist und das vorgebliche „Dienen“ nur eine Bemäntelung eigentlichen Herrschens oder zumindest sich Durchfütternlassens wurde.