ehrlich

Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat die moralische Diskussion über das wirtschaftliche Handeln verstärkt. Von Gier als Laster, von Maßlosigkeit, von Egoismus wird gesprochen.

Traditionelle Werte führt man dagegen an: Bescheidenheit, Sparsamkeit, Redlichkeit.

Mir scheint das richtig. Zwei Probleme sehe ich jedoch:

Einmal wird jeder Gauner, je besser und größer er ist, desto mehr, sich als Ehrenmann allerhöchster Güte darstellen. Ja die Gaunerei funktioniert um so besser, je geschickter sich der Gauner als Tugendausbund zu tarnen versteht und dadurch das Vertrauen seiner Mitmenschen und Opfer zunächst gewinnen und daraufhin missbrauchen kann. Räuber und Diebe in Nadelstreifen.

Die zweite Aporie sind außer- und übermoralische Systemzwänge: Würde ein Wirtschaftsteilnehmer sich herausragend moralisch verhalten, liefe er Gefahr auszuscheiden, den Konkurrenzkampf zu verlieren. Bei Angestellten ist das genauso. Beispielsweise verzichtet ein Unternehmen bei der Auftragsaquise auf Korruption. Es bleibt anständig aber auch ohne Aufträge und scheidet bald aus dem Wirtschaftsleben aus. Oder ein Angestellter wehrt sich gegen unlautere Machenschaften und arbeitet redlich. Er wird zunächst nicht befördert, dann entlassen.

Was kann man daraus schließen? Moral braucht eine sehr breite Front. Moral braucht eine starke Öffentlichkeit und Transparenz. Dunkle Machenschaften müssen ans Licht. Und Moral braucht die Angst vor Strafe bei Zuwiederhandlung und eine harte und gerechte Strafverfolgung. Das Risiko für unmoralisches Verhalten muss deutlich größer sein, als das Risko moralischen Handelns.

gemeinschaft

Für jede Gemeinschaft ist eine gesunde Bevölkerungsentwicklung grundlegend. Wo die Menschen fehlen, gibt es keine Gemeinschaft mehr. Meine Vorschläge wären deshalb:

Die Kinderfreundlichkeit müsste erhöht werden, und die Zahl der Kinder pro Frau sollte wachsen.

Politik hat zwar keinen direkten Einfluss auf die Familienplanung oder sollte ihn zumindest nicht haben. Doch die Rahmenbedingungen für kinderreiche Familien, auch und gerade bei Menschen mit höheren Einkommen und einer akademischen Ausbildung, könnten um Vieles besser sein.

Über einige Massnahmen sollte man vielleicht nachdenken:

  • Kinderwahlrecht, treuhänderisch durch die Eltern ausgeübt
  • Senkung der jeweiligen Einkommenssteuer um 10% pro Kind
  • Bezahlung der Erziehungs- und Hausarbeit für Frauen die zuhause bleiben und zwei oder mehr Kinder haben.
  • Stärkung der Familien und ihrer erzieherischen Aufgaben und keine vermehrte Vergesellschaftung und Verstaatlichung der Erziehung, keine überwiegende Auslagerung der Erziehung in soziale Einrichtungen wie Krippen, Kindergärten, Schulen, Internate …
  • Keine Ganztagsbetreuungen, der Nachmittag gehört der Familie, den Freunden … Vormittags ist Kindergarten und Schule und Nachmittags erzieht die Familie …
  • Wirkliche Chancengleichheit aller Kinder und Jugendlichen – der Slogan „reiche Eltern für alle“ trifft das sehr gut. Soziale Hürden müssen vollständig niedergerissen werden. Bei der Bewertung der schulischen und universitären Leistung dürfen der Geldbeutel der Eltern, Schichtzugehörigkeit usw. nicht die geringste Rolle spielen. Beim Zugang zu höheren Bildungseinrichtungen sollten allein die Begabung und Leistungsbereitschaft zählen.
  • Förderung der Familiengründung schon bei Studenten während des Studiums durch großzügige finanzielle Unterstützung …
  • Eine echte Bildungsoffensive auf allen Ebenen, denn unsere wichtigste, nicht nur wirtschaftliche, Grundlage sind gut erzogene, gebildete, leistungsbereite und leistungsfähige junge Menschen
  • Wirksamer Schutz von Kindern und Jugendlichen vor verderblichen Einflüssen, vor Drogen, vor kultureller Dekandenz, vor körperlichen Schäden und seien es ein Mangel an Bewegung, Fehlernährung und andere gesundheits- und entwicklungsschädigende Einflüsse
  • Im Körperlichen der Schutz und die Förderung eines natürlichen Schamgefühls und einer strengen Sittlichkeit
  • Alle Möglichkeiten der Staatsgewalt zur Ausschaltung jugendgefährdender Einflüsse müssten tatsächlich eingesetzt werden. Das Ziel müsste sein, binnen eines Jahres:
    • Freiheit von Drogen und Drogenhandel, Drogenkriminalität
    • Beseitigung jeglicher Prostitution
    • Sittlichkeit und Anstand an Stelle einer Sexualisierung aller Lebensbereiche und der Instrumentalisierung von Sexualität zu Werbezwecken
    • Entschlossenes Durchgreifen gegen jede Form der Kriminalität, auch der Jugendkriminalität
  • Ausschaltung von Zerstreuung und „Entertainment“ zugunsten produktiver Leistungen und eigener künstlerischer Entwicklung

niedergang

Auflösung, Niedergang, Dekadenz sind die Zeichen der Gegenwart. 

Besonders die Auflösung der Familien, das Auseinanderfallen der Generationen und das reihenweise Zerbrechen selbst der Kleinst- und Rumpffamilie sind zersetzend für unsere Gemeinschaft.

Die demographische Katastrophe ist bereits mit einer Geburtenrate in Deutschland von unter 1,4 Kindern pro Frau in vollem Gange.

Die Kultur der Sprache, der Künste, der Wissenschaften löst sich auf und wird durch eine Unterhaltungsindurstrie und hier besonders durch das Fernsehen ersetzt.

Traditionen, die weit besser waren als die Formlosigkeit und Haltlosigkeit durch die sie abgelöst wurden, sind vergessen oder werden nur noch als Attrappen gelebt.

Auch Grausamkeit und Menschenverachtung nehmen zu. Im Krieg sind Frauen, Kinder und Alte, Nichtkombattanten insgesamt schon seit langem Zielscheibe der Tötungsmaschinerien.

Anstand, Sittlichkeit, Gehorsam und Verantwortung lösen sich auf, verlieren an Inhalt und Bedeutung.

Und wo ist Rettung?

zweischneidig

Kann die Medizin missbraucht werden, ist sie ein zweischneidiges Schwert?

Eine Schneide wäre die Skalpellklinge des Arztes.

Die andere Schneide wäre das Schwert, die Waffe in der Hand des Kriegers, des Geheimdienstes, des Angreifers, wie auch des Beschützers.

Allerdings ist der Angreifer ein Beschützer, zumindest in seiner eigenen Darstellung. So wie der Sieger vor der Geschichte oft der Gerechte und Gerechtfertigte ist und der Verlierer der Ungerechte, der Verbrecher und Schurke. 

Ethik, Konvention muss davor schützen, dass Menschen die Medizin als Waffe erfahren. Medizin darf und muss ausschließlich ihre helfende Schneide einsetzen.

erfunden

Warum sind erfundene Geschichten so erfolgreich, so beliebt? Warum lesen oder sehen die Menschen nicht lieber ausschließlich realistische Darstellungen?

Ein möglicher Grund scheint mir, dass erfundene Geschichten, gleichnishafte Erzählungen, Phantasiebilder, zum Nachdenken anregen. Sie provozieren den Vergleich mit der Realität. Und über diesen Bezug auf das was wirklich ist, fördern sie das eigene Nachdenken über die Wirklichkeit.

Ein weiterer Erfolgsfaktor dürfte damit zusammen hängen. Es ist die vielfache Anwendbarkeit auf ganz unterschiedliche reale Situationen. Da die fiktive Darstellung sich nicht auf eine realistische Situatuation bezieht, ist sie vielseitig, an unterschiedlichen Orten, zu verschiedenen Zeiten, bedeutend. Das funktioniert, weil der Rezipient seine jeweilige Realität anhand der Fiktion in seiner Vorstellung selbst erzeugt. Das Hirn des Lesers oder Betrachters erzeugt die Aktualisierung und die Lokalisierung. 

In die entgegengesetzte Richtung läuft allerdings der Eskapismus, die Wirklichkeitsflucht durch erfundene Darstellungen. Aber selbst diese ist eine, wenn auch negative, Auseinandersetzung mit dem was ist.

hundeleine

Heute sah ich in Würzburg einen Mann mit seinem Hund spazieren gehen. Der Hund war angeleint. Wenig später sah ich, dass der Hund aus dem Hundehalsband seiner Leine herausgeschlüpft war. Dem Mann war das bewußt und er hielt spielerisch das leere Hundehalsband vor den Hund.

So kann man natürlich auch der Anleinpflicht genügen. Der Hund ging an der Leine, das Band war aber so locker, dass er sich ohne Mühe von der Leine lösen konnte. Dem Herrn war das klar und er spielte damit.

Auch andere Pflichten, Gesetze, Vorschriften, Regeln und Gebote der Sittlichkeit werden so der Form nach scheinbar erfüllt und der Sache, dem Inhalt nach zu locker gehandhabt.

Denken wir an …