Eine mögliche Unterscheidung politischer Konzepte ist ihre individualistische oder kollektivistische Ausrichtung.

Der Liberalismus, in seiner ausgeprägteren Form der Libertarianismus, betont das Individuum. Axiomatisch versucht Murray Rothbard von unveräußerlichen Rechten des Einzelnen ein rationalistisches Gesellschaftsmodell abzuleiten. Hier bildet nur das Individuum die Grundlage.

Demgegenüber stehen kollektivistische Ansätze, in denen die Gemeinschaft betont wird und über den Wert des Einzelnen gestellt ist. Bekannt sind die unrühmlichen Worte, der Einzelne sei nichts, die Gemeinschaft alles.

Ich selbst denke, dass beide Geschmacksrichtungen politischer Theorien übel sind. Sowohl der Individualismus als auch der Kollektivismus sind einseitig, ja unerträglich.

Die Kunst besteht darin, dem Einzelnen und den Gemeinschaften gerecht zu werden. Auf die komplexe Vermittlung zwischen Individuum und Gruppen kommt es an. Der Einzelne und Gruppen von Menschen in den verschiedensten Formen, wie Familie, Arbeitsteam, Ortschaft, Landschaft, Nation, Nationenbündnisse und Menschheit, haben  ihre Bedeutung und ihr Recht.

Das erscheint so auch eigentlich selbstverständlich. Nur in der Realität erschrickt man darüber, in welchem Maß die Balance zwischen den Momenten Individuum und Gemeinschaft verletzt wird.

Ein Beispiel ist die gegenwärtige Weltwirtschaftskrise, die durch sozial unverantwortliches Handeln von egoistischen Individuen und ein individualistisches Politik- und Wirtschaftsmodell verursacht wurde.

Umgekehrt sieht man die Verletzung des Individuums und seiner Rechte besonders deutlich in totalitären Staaten und Gemeinschaften, die es auch heute in zahllosen Formen gibt.