praktische Philosophie
Über die Götter oder das Göttliche oder über Gott könne nichts Bestimmtes ausgesagt werden.
Seit der griechischen Philosophie wird dieser Vorbehalt geäußert. Auch im Christentum, besonders in der christlichen Mystik, gibt es eine negative Theologie.
Wie weit ist negative Theologie jedoch Agnostik? Streng genommen müsste man ja, sofern man vom Göttlichen nichts sagen kann und darf, auch darüber in Unkenntnis sein, dass es das „Göttliche“ oder ein „Gott“ ist, über den man nichts weiß und sagen kann.
Hier hat der Agnostizismus ein Einfallstor zur Theologie, und umgekehrt hat die Theologie über die negative Theologie eine Möglichkeit in den Agnostizismus zu entweichen.
Leben, Religion
Gibt es einen Gott oder auch mehrere Götter? Diese Frage ist alt. Antworten darauf gehen zum einen in die religiöse und theologische Richtung. Diese Antworten bejahen die Frage auf verschiedene Weise.
Die andere Richtung des Antwortens ist die agnostische oder atheistische Richtung. Hier wird festgestellt, dass wir über Gott und seine Existenz nichts wissen können (Agnostizismus) oder, das ist die atheistische Variante, dass wir mit hoher Sicherheit wissen, dass es Gott nicht gibt.
Russells chinesische Teekanne wird gerne zitiert um das agnostische Theorem zu entkräften und dem Atheismus das Wort zu reden.
Many orthodox people speak as though it were the business of sceptics to disprove received dogmas rather than of dogmatists to prove them. This is, of course, a mistake. If I were to suggest that between the Earth and Mars there is a china teapot revolving about the sun in an elliptical orbit, nobody would be able to disprove my assertion provided I were careful to add that the teapot is too small to be revealed even by our most powerful telescopes. But if I were to go on to say that, since my assertion cannot be disproved, it is intolerable presumption on the part of human reason to doubt it, I should rightly be thought to be talking nonsense. If, however, the existence of such a teapot were affirmed in ancient books, taught as the sacred truth every Sunday, and instilled into the minds of children at school, hesitation to believe in its existence would become a mark of eccentricity and entitle the doubter to the attentions of the psychiatrist in an enlightened age or of the Inquisitor in an earlier time.
[Bertrand Russell, „Is There a God?“ commissioned by, but never published in, Illustrated Magazine (1952: repr. The Collected Papers of Bertrand Russell, Volume 11: Last Philosophical Testament, 1943-68, ed. John G Slater and Peter Köllner (London: Routledge, 1997), pp. 543-48, quoted from S T Joshi, Atheism: A Reader]
Wir haben hier zum einen das Problem der Immunisierung einer Behauptung gegen ihre Widerlegung, gegen ihre Falsifikation (Popper). Anders gewendet ist die Behauptung, da nicht falsifizierbar, unwissenschaftlich.
Was interessanter erscheit, ist, dass die Antwort mit der Teekanne, wie auch die Frage ob Gott existiert, weit am eigentlichen Problem vorbeigehen.
Die Frage ob Gott existiert, so wie es eine Teekanne zwischen Erde und Mars gibt, macht Gott zur Sache. Diese Sache gibt es, oder auch nicht, oder mit Graden der Wahrscheinlichkeit gibt es sie nicht usw. … Und es werden mehr oder weniger schlaue Argumente in die eine oder andere Richtung ausgetauscht. Beide Richtungen sind falsch und auch Russell liegt weit daneben, ungefähr so weit wie die Erde vom Mars entfernt ist.
Die Richtung der Frage muss vielmehr auf die Bedingung von Existenz überhaupt zielen. Oder, in der Methapher der „Schöpfung“ gesprochen, ist es die Frage nach dem „Schöpfer“ von Allem und auch die Frage nach dem „Schöpfer“ von Existenz überhaupt.
Damit wäre auch die Antwort, dass die Bedingung u. a. von Existenz überhaupt selbst existiert, offenkundig zirkulär.
Die Rede, es gibt Gott, oder es gibt Gott nicht, oder wir können nicht wissen ob es Gott gibt oder nicht gibt, krankt an der Vorstellung Gott würde existieren. Dagegen sollte die Frage in die Richtung der Bedingung aller Existenz und allgemeiner in die Richtung der Bedingung von Allem überhaupt gestellt werden.
Wenn diese Richtung der Frage nach Gott verfehlt wird, kommen wir doch noch zu der Antwort, Gott sei eine chinesische Teekanne zwischen Erde und Mars.