tod

Der Tod Gottes ist keine atheistische Metapher. Vielmehr setzt der Tod ja ein vor dem Tod liegendes Leben voraus. Gott lebte demnach und starb dann und war schließlich tot.

Das aber ist keine Geschichte von gottlosen Geistern, von Agnostikern und Atheisten erzählt. Das ist die Geschichte im neuen Testament. Das Leben Gottes, das Sterben und der Tod, nach dem Tod allerdings die Auferstehung.

Vernünftig betrachtet ist das eine Ungeheuerlichkeit. Gott stirbt und ist tot. Zudem stirbt Gott nicht einfach so an Altersschwäche oder an einem Herzinfarkt. Gott wird von Menschen auch nicht heimtückisch ermordet, sondern er wird in einem Gerichtsverfahren mehr oder weniger ordentlich zum Tode verurteilt. Das muss man sich einmal vorstellen, Menschen verurteilen Gott zum Tode. Zu allem Überfluss wird auch noch das Volk befragt. Das Volk wünscht aber nicht die Begnadigung Gottes, sondern die eines Schwerverbrechers. Um alles noch auf die Spitze zu treiben, wird Gott von seinen treuesten Anhängern verraten, verkauft, verleugnet und im Stich gelassen.

Die Todesstrafe wird an Gott vollzogen. Der Tod Gottes am Kreuz ist seither das Symbol einer großen Religion. Der Tod Gottes am Kreuz durch Menschenhand, durch Verrat, Niedertracht, Gemeinheit, Feigheit … befördert. Das ist das Unfassbare, das Ungeheuerliche schlechthin. Das ist derartig, dass es geglaubt werden kann und dass sich der Glaube mit zunehmender Menschenkenntnis festigt.

paulus

Das Christentum ist beinahe falsch benannt, man könnte mit einigem Recht, das sei im „Paulusjahr“ gestattet, es auch Paulismus nennen. Denn so wie Jesus sich als Jude sah und die genaue Einhaltung jüdischer Gesetze anmahnte, so ging Paulus darüber hinaus und öffnete dem Christentum die Weltmission und -herrschaft.

Wenn der antike Staat Götter hatte, so trat das Christentum mit einem absoututen Gott weit mächtiger auf. Es konnte Konkurrenz und später Staat machen. Die Einsicht erhellte auch römische Kaiser und danach noch viele. Die Befreiung von dieser christlich gestützten Macht aus Gottes Gnaden war auch immer antireligiös, aufklärerisch.

Nicht ausbleiben konnte dabei, dass gute Traditionen, gute Sitten, gute Moralvorstellungen und Riten und Gewohnheiten mit aufgegeben wurden und sich kein angemessener oder gar besserer Ersatz dafür finden ließ.

gemurmel

Wer sich mit einem alten Weib, das in einem Winkel der Kirche seine Gebete murmelt, vergleicht, ist anmaßend.

Als Glied des Körpers Christi ist die alte Frau nach der Trinitätslehre ein Teil Christi und dadurch ein Teil Gottes. Und als Teil Gottes ist sie allmächtig, ewig, allgütig, allwissend und alles durchdringend, erschaffend und erhaltend.

Der nur auf den ersten, flüchtigen Blick einem understatement ähnelnde Vergleich, ist bei genauem Hinsehen die schlichte Feststellung, in aller Frömmigkeit, ein Teil Gottes und damit Eins mit dem Allmächtigen zu sein.

Wenn das zutrifft, und in der Gotteskindschaft der Katholiken wird es so bedacht, und wir wollen es glauben, dann ist diese Anmaßung gerecht und maßvoll.

Der Vergleich ist angemessen, seine Bedeutung nicht sofort offensichtlich aber nun klar.

biopositiv

Der Begriff stammt aus der Ethik Albert Schweitzers. Nicht, dass ich die Auffassungen dieses großen Mannes übernehmen würde. Sein Projekt in Lambaréné scheiterte auf längere Sicht, vermutlich auch aufgrund von Mängeln in seiner moralischen Konzeption.

Aber „biopositiv“ ist eine nützliche Bezeichnung für all das, was das Leben der Menschen über Generationen hinweg erhält, fördert und vermehrt.

Die katholische Ethik, man mag über die Dogmatik denken was man will, die Ethik ist lebenserhaltend und -fördernd. Und sie ist es heute in einem Maß, das sonst nicht mehr zu finden ist.

Die katholische Moral lenkt die Sexualität hin zur Liebe in der Ehe und hin zur Fortpflanzung. Sie ist für unbedingte Treue, für Keuschheit, gegen Homosexualität, gegen Pornographie und Prostitution, sie schützt das ungeborene Leben, sie ist gegen Empfängnisverhütung, gegen Geburtenkontrolle und fördert Familien.

Die katholische Ethik ordnet das Miteinander der Menschen, lehrt Vergebung und Nächstenliebe bis hin zur Feindesliebe. Sie richtet sich mutig gegen die Zerstörung der Menschen, gegen Schäden am Gemeinwesen.

erklären

Das Alles glauben erklären zu können, der naive Naturalismus, der nur die von ihm für innerweltlich gehaltenen Explikationen anerkennt, wird sich verwundert die Augen reiben im Angesicht des Geheimnisvollen, des Übermächtigen der Naturwissenschaften.

In den weit von unseren Lebenswelten entfernten Räumen dieser Theorien begegnet das Ganz Andere, nicht nur als nebelhafte Vorstellung von etwas jenseits unseren Alltagshorizontes, sondern das Ganz Andere ist exakt, beschreibt seine Folgen, bestimmt was unter der Annahme des jeweiligen Modelles messbar sein sollte und macht Voraussagen, die, wenn sie nicht zutreffen, das Modell in den Papierkorb wandern lassen, weil es unbrauchbar ist.

Ich kann mir nicht helfen, aber die Wissenschaften haben mindestens so viele religiöse Momente, wie die heilige katholische Kirche.

stundengebet

Nicht dass ich selbst das Stundengebet einhalten würde, dazu bin ich zu ungläubig, zu sehr Agnostiker. Aber die Ordnung beeindruckt mich und ich finde sie  gut.

Wie alle strengen Formen nämlich, die der Bequemlichkeit entgegenstehen, ordnet das Stundengebet den Tag und steigert die Kräfte der Menschen.
Es soll ordnen und ausrichten jedoch nicht zu viel Zeit und Kraft absorbieren.
Hier gilt es, das rechte Maß zu finden, zwischen einem zu wenig an Ritus, an Ordnung und religiöser Disziplin und andererseits einer Übertreibung der (frommen) Praxis, bei der andere Lebensäußerungen zu kurz kommen.
Mathematisch ausgedrückt ist das ein Optimierungsproblem.
Wird zu wenig gebetet, kann diese Laxheit auch sonst zu Faulheit, Schlendrian und Unordnung führen. Betet man dagegen zu viel, führt das in ähnlicher Weise zu einer Vernachlässigung wichtiger Dinge, wie der Erwerbsarbeit, dem Austausch mit Menschen und hier besonders der Familie. Aber auch die Zeit für Sport, Lesen, Musik, Schreiben usw. wird durch zu viel Beten unmäßig verkürzt.