schweigen

Am besten man  lernt höflich zu schweigen und freundlich den Mund zu halten.

nicht klagen

Nicht klagen, kämpfen, sofern zumindest der Kampf die einzige Alternative zum Leiden ist.

provisorisches wissen

Man stellt Fragen und sucht mit möglichst guten Methoden nach den Antworten.
Die Fragestellungen werden besser und die Methoden werden besser, zumindest tendenziell besteht hier ein deutlicher Fortschritt.
Auch die Antworten ändern sich, man erhält neue Ernkenntnisse, muss alte Ergebnisse revidieren.
Diese Herangehensweise, so schlicht und einfach sie klingen mag, erweitert unser Wissen enorm. Wir können unsere Fragen, Methoden und Resultate verbessern.
Demgegenüber hat das religiöse Wissen auch die politische Religion und die religiöse Politik einen Anspruch auf unveränderliche, immer gültige Wahrheit. Das steht einem Erkenntnisfortschritt entgegen.

stoa

Stoische Gelassenheit und Haltung ist der Kern der Menschenwürde und damit der wirklich unveräußerliche und unter allen Umständen unverlierbare Grund der Menschenrechte.

scheißbuch

Hedonismus erstrebt möglichst viele gute Momente im Leben und möglichst wenig schlechte. Ein Weg mit den schlechten Momenten besser fertig zu werden, ist das Aufschreiben in einem Tagebuch. Es ist das „Scheißbuch“. Ein zweites Tagebuch, man sollte das trennen, ist das „Gutbuch“.

Nun sollte zunehmend mehr in das „Gutbuch“ und zunehmend weniger in das „Scheißbuch“ geschrieben werden. Am Ende wäre es schön, wenn das „Gutbuch“ mehrere dicke Bände umfasst und das „Scheißbuch“ nur ein dünnes Heftchen geworden ist – bildlich gesprochen. Natürlich scheibt man heute alles in sein Macbook Pro.

Der entscheidende Trick um das Gutbuch anschwellen zu lassen und das „Sch…buch“ sehr dünn zu halten, ist es, möglichst alle Probleme zu erkennen und auch zu lösen. Durch das Lösen der Probleme entstehen Erfolge und die werden ins Gutbuch eingetragen.

anstand

Junge Männer überlegen sich in vielfältiger Weise, wie sie dem anderen Geschlecht möglichst erfolgreich begegnen sollen. Die Antwort auf diese Frage gab mir, wie es schon so viele Mütter bei ihren Söhnen taten, meine Mutter. Diese Antwort ist sehr einfach und ebenso erfolgreich. Sie lautet: mit Anstand.

erfolg

In der Evolution zählt nicht die Wahrheit, sondern die erfolgreiche Reproduktion.
Wahrheitstheorien wechseln und sind selbstreferentiell weil sie auch wahr sein müssen.

Es ist daher nicht so interessant, ob eine Religion, Weltanschauung, Kultur wahr ist. Sie kann auf vermeindlich aberwitzigen Annahmen beruhen. So glauben Katholiken an die jungfräuliche Empfängnis und die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi.

Am Ende des Tages zählt, wer sich erfolgreicher und nachhaltiger reproduziert und nicht wer theoretisch im Besitz der Wahrheit ist. Aber vielleicht gehört doch auch beides zusammen.

sittlichkeit

Sicher, die Gesetze sind zu befolgen, noch wichtiger ist, dass Recht geschieht, besonders wenn die Gesetze nicht mit diesem in Einklang sind. Aber noch schöner ist die Einhaltung moralischer und sittlicher Regeln. Und am schönsten ist das Schöne.

Täuschung

Täuschung ist kriegsentscheidend, so 孫武.

Schwäche vortäuschen, wenn man stark ist, Verletzungen simulieren, wenn der Feind daneben geschossen hat.

Selbst informiert sein und den Feind zu desinformieren ist das Wesen des Informationskrieges. Und alle modernen Kriege sind Informationskriege. Erstaunlich wie brandaktuell 孫武 ist.

macht

Psychologisch kann wohl Macht als Grundeinheit betrachtet werden. Die Frage nach dem Wieviel an Macht klärt die Verhältnisse zwischen Menschen. Geschieht etwas machtvoll, beruht eine Haltung auf Macht oder auf Schwäche, welcher Art und in welchem Grade liegt Macht vor?

Es ist der Unterschied zwischen Entschlossenheit und Zaudern, zwischen Jammern und Jubeln, zwischen aufrecht und gebeugt stehen und gehen.

kriegsgewinner

Der Sieger schreibt nicht nur, so ein Gemeinplatz, die Geschichte, er ist auch der neu erstandene Friedensbewahrer. Durch den erlangten Sieg sind die Verhältnisse nach seinem Geschmack und ein neuerlicher bewaffneter Konflikt könnte nur zu Nachteilen führen. So ist der Sieger auch Friedensstifter, er hat die Verhältnisse unter Kontrolle und möchte, dass das so bleibt und nicht durch neue Kämpfe womöglich in Frage gestellt wird.

Umgekehrt könnten die Verlierer nicht befriedet sein. Hier wäre die kluge Staatspolitik gefordert, die den Ausgleich herstellt und neuerliche Konflikte verhindert. Sie könnte alle Parteien auf längere Sicht zu Siegern machen.

stolz

Eine mögliche dichotome Bestimmung menschlichen Seins ist die von Sieger und Verlierer, von Täter und Opfer, von Handelnden und Leidenden. Es ist auch die Unterscheidung von geradem, aufrechtem und gebeugtem Gang, von straffer und erschlaffter Muskulatur, von Strahlendem und Abgestumpftem. Das Christentum stellt das Leiden, das Opfer ins Zentrum. Andere Mythologien setzen den Sieger in die Mitte der Betachtung.

distanz

Abstand gerade zu den wichtigen Dingen ist unerlässlich und darf unter gar keinen Umständen aufgegeben werden. Dieser Abstand kann räumlich sein, emotional, zeitlich. Es ist eine gewisse Gleichgültigkeit und Gelassenheit nötig, nicht aufgesetzt, sondern als grundlegendste Befindlichkeit.

monokulturen

Totalitäre politische Systeme sind wie landwirtschaftliche Monokulturen.

Demgegenüber hat eine traditionelle politische Landschaft mit Brachflächen, Hecken, unbegradigten Wasserläufen und allen exotischen, zum Teil verwilderten Variationen entscheidende funktionelle und ästhetische Vorteile.

Zum Beispiel wäre es Deutschland besser bekommen, nach dem ersten Weltkrieg nicht die Monarchie abzuschaffen und revolutionär die Republik auszurufen. Statt dessen hätte man die Monarchie im Sinne einer konstitutionellen Monarchie behutsam und langsam demokratisieren können. Diese allmählichen Übergänge und Mischformen hätten zwar keiner reinen republikanischen Theorie entsprochen, wären keine demokratische Monokultur gewesen. Sehr wahrscheinlich hätte dieser vorsichtige Wandel aber sowohl einen deutschen Faschismus und im Gefolge davon einen deutschen Kommunismus verhindern können.

Wir hätten unter diesen Umständen noch einen deutschen Kaiser, ohne wesentlichen politischen Einfluss und mit eher repräsentativen Aufgaben, und es wäre uns das III. Reich und die DDR mit allen damit verbundenen Katastrophen, dem II. Weltkrieg, der Judenverfolgung, der Teilung Deutschlands mit Mauer und Umwandlung des real existierenden Sozialismus in ein Großgefängnis …, erspart geblieben.

wohlbehagen

Der moderne, der „letzte Mensch“, möchte nicht mehr leiden, er möchte auch dann nicht leiden, wenn höhere Ziele nur unter Opfern erreichbar sind. Anstrengungen, harte Arbeit, Lernen, Üben, Durchhalten sind nicht seine Sache. Erwartet wird sofortige, mühelose Befriedigung aller Bedürfnisse und die werbende Medienwelt gaukelt die Verwirklichung dieses Wunsches vor. Drogen, Medikament und arbeitslose Einkommen helfen ebenso. Auch die Kunst, besonders die bildenden Künste glorifizieren gegenwärtig den mühelosen Dilletantismus.

Demgegenüber ist sogar eine Verselbstständigung und Exstase des Opfers im Christentum und das Märtyrer- und Asketentum in vielen Religionen höher zu werten.

Noch besser ist allerdings die Übung, Mühen zu tragen, in der Erwartung einen höheren Nutzen, der die Opfer überwiegt, zu erzielen.

aufblähung

Die Aufblähung der Geldmenge, die Inflation, in der Krise der Staatsfinanzen wird kluger Weise von den USA in der Geldmenge M3 gar nicht mehr bekannt gegeben.

Aber die steigende Menge an Geld durch niedrige Zinsen der Notenbanken, Geld ist billig, wenn Kredite niedrig verzinst werden müssen, erregt Besorgnis.

Zurecht, denn Schulden machen ist für Politiker bequemer, als die Produktion realer Güter und Dienstleistungen zu steigern und zu verbessern. Die Konsumtion in Form von Wohlfahrtsstaat und Krieg wird der Produktion vorgezogen.

kraftsteigerung

Alles was uns nicht umbringt und härter, stärker, schneller, reicher, schöner, gelenkiger macht.

blind

Die Kanzlerin stellt auf einmal fest, das Land habe Jahrzehnte über seine Verhältnisse gelebt. Jetzt müsse die nächsten Wochen geschaut werden, wo und wie man drastisch sparen könne.

Weil Deutschland jahrzehntelang über seine Verhältnisse gelebt habe, laute die zentrale Frage der nächsten Wochen: „Wo können wir sparen?“ [Welt Online vom 14.5.2010]

Ja du liebe Zeit, hat man die Staatsschulden nicht all die Jahrzehnte genauestens gekannt?

Aber was noch viel, viel schwerer wiegt, man weiß auch von der demographischen Katastrophe der Industrieländer allgemein und dieses Landes insbesondere. Und in 10 bis 20 Jahren wird dann auch wieder eine Kanzlerin oder ein Kanzler dem Volk mitteilen, dass jahrzehntelang zu wenig Kinder geboren, gut erzogen und ausgebildet wurden und dass dadurch eine noch nie da gewesene Krise unseres Landes entstanden sei.

Nur ist auch jetzt schon seit langem, seit Jahrzehnten sozusagen, klar, die Frauen bekommen zu wenig Kinder und die stärksten und klügsten bekommen die wenigsten, statistisch gesehen. Effektiv wird dagegen nichts unternommen.

Man müsste den Frauen als Mütter eine bessere Karriere bieten. Meine Forderung wäre es, den Frauen die Kinder kriegen und groß ziehen das Gehalt zu zahlen, das sie in ihrem Beruf verdienen würden plus 10% beim ersten, 20% beim zweiten, 30% beim dritten Kind und so fort, zudem alle möglichen Vergünstigungen wie Rentenansprüche, Wiedereinstieg in den erlernten Beruf wenn die Kinder aus dem Haus sind … Zugleich müsste, um das demokratische Gewicht der Familien zu erhöhen, das Kinderwahlrecht eingeführt werden.

Als Zielgröße würden für Akademikerinnen drei und mehr Kinder gelten.

Aber die Mutterschaft wird zugunsten der Berufstätigkeit hintangestellt und die künftigen Generationen werden dem Profit des Finanzkapitals geopfert.

protest

Versager, Enttäuschte, Gescheiterte neigen eher einer moralischen, politischen, kulturellen Protesthaltung zu.

Einmal mögen sie verständlicher weise die Verhältnisse nicht, in denen sie erfolglos sind. Zum anderen können sie so die Schuld im System finden und müssen nicht bei sich selbst suchen.

Aber das System ist zäh und weit schwerer beweglich und veränderbar als ein Individuum.

gewalt

Was sind die Ursachen für Gewalt zwischen Menschen, was die Ursachen für Verbrechen und Krieg? Ein wesentlicher Grund ist die Aneignung von Gütern, die man nicht bezahlen möchte und für die man somit auch nicht arbeiten will um sie kaufen zu können.

Es ist im Grunde das Prinzip, mehr auszugeben, als man einnimmt. Es ist somit das, was einem auch gegenwärtig die meisten Industriestaaten vormachen. Aber warum möchte man mehr ausgeben, als man einnimmt? Nun, die Beantwortung dieser Frage ist leicht. Arbeiten ist mühsam, konsumieren ist angenehm. Die Menschen scheuen anstrengendes Schuften und lieben den entspannenden Konsum. Es ist ein sich gehen lassen, es ist eine Zügellosigkeit im Genuss und Konsum, im Ausgeben, Kaufen, Verbrauchen und demgegenüber eine fehlende Bereitschaft zu qualifizierter Anstrengung, zu ausdauernden Mühen, zu beständiger Spitzenleistung, zu harter Arbeit.

Letztlich nimmt man sich das für das man nicht arbeiten will mit Gewalt.

kühl

Ein kühler, realistischer Blick auf die Dinge ist das beste Gegenmittel gegen Lügen, Propaganda, Verdrehung und Idealisierung.

Auch die Religionen fußen auf Lügen. Hier, wie überall, gilt es einen klaren und kritischen Kopf zu wahren.

umwelt

Warum herrscht in modernen, humanen und sozialen Gesellschaften eine Neigung alle „Benachteiligungen“ der Umwelt, der Erziehung, den äußeren Umständen an zulasten?

Warum würde es auf größten Widerstand stoßen, würde man Krankheiten, Schwächen, Fehler bei Menschen teilweise auf genetische Defekte zurück führen?

Ich denke der Grund liegt in den Maßnahmen, die bei der jeweiligen Erklärung notwendig werden. Bei Ursachen in den Lebensumständen müsste man die Verhältnisse der betroffenen Menschen verbessern. Die Betroffenen würden durch die Maßnahmen gewinnen. Bei Fehlern in den Erbanlagen wäre durch Heben der Verhältnisse nicht viel zu erreichen und die Betroffenen hätten eher mit Nachteilen zu rechnen, da die Ursachen ihrer negativen Eigenschaften als unabänderlich gelten würden. Ja selbst eine mögliche Übertragung dieser Merkmale auf die kommenden Generationen könnte als unerwünscht erscheinen.

friede

Jeder Friede gründet auf Ehrlichkeit und Offenheit.

Sun Tsu: 兵者,詭道也。故能而示之不能,用而示之不用,近而示之遠,遠而示之近。利而誘之,亂而取之,實而備之,強而避之,怒而撓之,卑而驕之,佚而勞之,親而離 之。攻其無備,出其不意,此兵家之勝,不可先傳也。
[All warfare is based on deception. Hence, when able to attack, we must seem unable; when using our forces, we must seem inactive; when we are near, we must make the enemy believe we are far away;when far away, we must make him believe we are near. Hold out baits to entice the enemy. Feign disorder, and crush him. If he is secure at all points, be prepared for him. If he is in superior strength, evade him. If your opponent is of choleric temper, seek to irritate him. Pretend to be weak, that he may grow arrogant. If he is taking his ease, give him no rest. If his forces are united, separate them. Attack him where he is unprepared, appear where you are not expected. These military devices, leading to victory, must not be divulged beforehand.]

Wäre somit nicht die Täuschung, es herrsche wahrhafter Friede, der beste Weg einen Krieg zu führen und zu gewinnen?

korsett

Helmuth Plessner, ein deutscher Soziologe, meinte, der Schrei nach korsettloser Tracht sei nur etwas für sehr gute Figuren.

Da mittlerweilen das Korsett vollständig außer Gebrauch gekommen ist aber auch die sehr gute Figur sich bei der überwiegenden Zahl der Menschen nicht einstellen möchte, sehen wir uns vor drei Möglichkeiten gestellt:

  1. Wiedereinführung des Korsetts
  2. Leben mit dem allseits verbreiteten Schmerbauch
  3. Einführung einer allgemeinen Pflicht zu wirklicher körperlicher Ertüchtigung bei gleichzeitigem Maßhalten im kulinarischen Genuss

Wir optieren für das dritte und letzte Postulat.

show

Vermögende Leute geben sich bescheiden und zeigen gerade dadurch an, dass sie etwas zu verbergen haben.

So wäre es ein besserer Schutz vor Sozialneid, Erpressung, Diebstahl, Entführungen usw.,  zu protzen. Als Tarnung spielte man den Angeber und Hochstapler. Es wäre eine Dissimulation höherer Ordnung.

abbruch

Die Massenmedien titeln, Schwangerschaftsabbrüche würden nach neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zurück gehen.

Es wird die Quote von Abbrüchen auf 1000 geborene Kinder genannt. So erfreulich der Rückgang der Abtreibungen von 2008 zu 2009 um 3,3% ist, um vieles mehr erschreckend ist die Zahl der abgetriebenen Kinder.

In Deutschland wurden 2009 161 Kinder pro 1000 Geborene abgetrieben, das sind in Prozent der Geborenen 16%.

Anders formuliert wurden bezogen auf 100 lebend geborene Kinder 16 schon im Mutterleib getötet.

Bei den Ländern hat Berlin mit 29% Abtreibungen bezogen auf Geburten den höchsten, Bayern mit 11% den niedrigsten und immer noch viel zu hohen Wert.

sinn

Der Sinn des Lebens ist die Überwindung von Schwierigkeiten und damit verbunden eine Steigerung der eigenen Kraft und Macht. Das trifft nicht nur auf das Individuum zu, sondern ganz besonders auch auf die Gemeinschaft.

Um nicht zu scheitern, um nicht aus Faulheit und Trägheit zu versagen, sollte man die Schritte zum Erfolg möglichst so klein wählen, dass sie gegangen werden. Schafft man es dennoch nicht, sind die Teilschritte noch kleiner zu halten. Nur stehen bleiben darf man nicht und noch weniger darf man zurück weichen.

kühl

Jeder Fanatismus, jede hundertprozentige Überzeugtheit, jeder unbedingte Glaube hat einen schlechten Geruch.

Eine vornehme Haltung zeigt sich an dem kühlen Blick, auch auf sich selbst.

widernatur

Zur medialen Aufwühlung schon seit langem bekannter sexualpathologischer Praktiken in der katholischen Kirche ein Zitat aus dem Jahre 1888:

„Vierter Satz.- Die Predigt der Keuschheit ist eine öffentliche Aufreizung zur Widernatur. Jede Verachtung des geschlechtlichen Lebens, jede Verunreinigung desselben durch den Begriff „unrein“ ist die eigentliche Sünde wider den heiligen Geist des Lebens.“

Weil es mit so großer Verve und Selbstüberschätzung geschrieben ist und vor allem aber mit Stil, hier der größere Zusammenhang:

„Gegeben am Tage des Heils, am ersten Tage des Jahres Eins
(- am 30. September 1888 der falschen Zeitrechnung)
Todkrieg gegen das Laster:
das Laster ist das Christenthum

Erster Satz. – Lasterhaft ist jede Art Widernatur. Die lasterhafteste Art Mensch ist der Priester: er lehrt die Widernatur. Gegen den Priester hat man nicht Gründe, man hat das Zuchthaus.

Zweiter Satz.- Jede Theilnahme an einem Gottesdienste ist ein Attentat auf die öffentliche Sittlichkeit. Man soll härter gegen Protestanten als gegen Katholiken sein, härter gegen liberale Protestanten als gegen strenggläubige. Das Verbrecherische im Christsein nimmt in dem Maasse zu, als man sich der Wissenschaft nähert. Der Verbrecher der Verbrecher ist folglich der Philosoph.

Dritter Satz. – Die fluchwürdige Stätte, auf der das Christenthum seine Basilisken-Eier gebrütet hat, soll dem Erdboden gleich gemacht werden und als verruchte Stelle der Erde der Schrecken aller Nachwelt sein. Man soll giftige Schlangen auf ihr züchten.

Vierter Satz.- Die Predigt der Keuschheit ist eine öffentliche Aufreizung zur Widernatur. Jede Verachtung des geschlechtlichen Lebens, jede Verunreinigung desselben durch den Begriff „unrein“ ist die eigentliche Sünde wider den heiligen Geist des Lebens.

Fünfter Satz. – Mit einem Priester an Einem Tisch essen stößt aus: man excommunicirt sich damit aus der rechtschaffnen Gesellschaft. Der Priester ist uns er Tschandala, – man soll ihn verfehmen, aushungern, in jede Art Wüste treiben.

Sechster Satz. – Man soll die „heilige“ Geschichte mit dem Namen nennen, den sie verdient, als verfluchte Geschichte; man soll die Worte „Gott“, „Heiland“, „Erlöser“, „Heiliger“ zu Schimpfworten, zu Verbrecher-Abzeichen benutzen.

Siebenter Satz. – Der Rest folgt daraus.“

[Nietzsche F. Der Antichrist; 1895.]

sitzfleisch

In der Vorfrühlingsluft der länger werdenden Wintertage, die Temeraturen sind noch eisig, die Sonnenstrahlen aber scheinen heller, die Vögel zwitschern  aufgeregt, schweifen die Gedanken zurück. Warum hat man in früheren Zeiten nicht mehr geschafft, warum hat man sich nicht hingehockt und durchgehalten, gearbeitet, bis man vom Stuhl gefallen wäre. Man hatte geduldig, entschlossen, mutig, mehr erreicht. Was hätte denn passieren sollen, was wäre einem geschehen, wenn man immer konsequent und tapfer durchgehalten hätte, nie aufgegeben, nie unterbrochen, nie abgelenkt, einfach fleißig, zügig, hartnäckig und planvoll gearbeitet hätte?

Man hätte  Schmerzen bekommen,  man hätte sich schreiend am Boden gewälzt und wäre röchelnd verendet unter der überwältigenden Last.

gehorsam

Kinder sollten gehorchen lernen. Ein Fehler der häufig begangen wird, ist, die Kinder vor die Wahl zu stellen zwischen Gehorsam und  Strafe.

Gehorsam bedeutet aber nicht Wahlfreiheit zwischen Gehorchen und Nichtgehorchen (und Bestraftwerden).

Gehorsam bedeutet, dass man das tun muss was verlangt wird, alternativlos.

Gehorsam ist bedingungslos und ohne Wahlmöglichkeit.

Gehorsam ist eng mit Disziplin und Autorität verknüpft und führt, konsequent in der Erziehung verfolgt, zu disziplinierten Menschen, die sich schließlich auch selbst im Griff haben und selbst Autorität besitzen. So erzieht Gehorsam und gehorchen können zu Selbstdisziplin, Selbstzucht und Freiheit.

einkommen

Die Frage, die die meisten Menschen beschäftigt, ist, wie viel einer verdient. Natürlich verdient man selbst immer zu wenig. Aber die anderen verdienen meistens zu viel.

Spannender jedoch schein mir zu sein, womit man sein Geld verdient. Und hierbei finde ich besonders die Frage interessant, ob jemand für sein Geld arbeitet oder nicht. Es gibt nämlich, besonders bei den ganz armen und den sehr vermögenden Leuten in unserer Gemeinschaft durchaus Geldempfang, ohne dass dafür gearbeitet werden müsste. Das sind so genannte arbeitslose Einkommen. Sie haben, vorausgesetzt ihr Bezieher könnte arbeiten, wenn er wollte, etwas asoziales.

Erst in zweiter Linie interessiert bei den Arbeitseinkommen, wie gut die geleistete Arbeit ist und ob das Verhältnis von Arbeitsleistung und Einkommen stimmt.

Also, um es kurz zu machen, wäre ich für die Abschaffung arbeitsloser Einkommen. Und ich wäre bei den Arbeitseinkommen dafür, sehr genau auf die gerechte Relation von Leistung und Einkommen zu achten. So einfach stelle ich mir das vor.

ende

Das Begonnene, sofern es wirklich bedeutend ist, muss vollständig beendet werden.  Der tödlichste Fehler ist es, nicht ganz fertig zu sein, sich nicht absolut sicher ins Ziel begeben zu haben.

Diese Maxime gilt selbstverständlich nur für fundamentale Bewegungen, nicht für Alltägliches, mag es auch noch so dramatisch sein. Im Alltag ist ein Hin-Und-Her, ein Vor-Und-Zurück nicht nur üblich, sondern sinnvoll und nützlich, in der gemeinen Lebenswelt herrschen Halbheiten mit gutem Recht.

unverständlich

Vieles wird dem Übernatürlichen, dem wirklichen Wunder zugeschrieben. Ich denke es handelt sich bei diesen Phänomenen um natürliche Erscheinungen. Wir verstehen diese lediglich (noch) unzureichend. Das Unbegreifliche befremdet zu Recht, darf deswegen aber nicht zu etwas Supranaturalem erklärt werden. Dadurch würden sich die Anstrengungen hin zu einer natürlichen Erklärung abschwächen und zum anderen würde sich das Tor für haltlose Phantasien über Transzendentes öffnen.

Es ist eine Entscheidung zu Gunsten der wissenschaftlichen Methode und gegen eine religiöse Mythologie, soviel diese auch die Kultur bereichern kann und in vielen Aspekten nicht durch Wissenschaft zu ersetzen ist.

kombination

In Gefahren, im Wettstreit, im Kampf sollte uns nicht nur der Instinkt, die Intuition, das „Bauchgefühl“ leiten, aber ebensowenig sollten wir nur rational handeln, nur nachdenken.

Besonders in kritischen Situationen ist es entscheidend beide Seiten, die Intuition einerseits und die Vernunft andererseits zu verschmelzen.

bluff

Kann man erkennen, wenn jemand blufft? Das mag beim Kartenspielen, bei einer Prüfung oder in einem geselligen Gespräch sein.

Der Bluffer spielt eine Stärke vor, die er nicht hat. Er zeigt sich beeindruckend und dabei unterläuft ihm meist der Fehler, der ihn durchschaubar macht: er übertreibt, er überkompensiert.

Ganz überzeugend ist dagegen der Metabluffer, der Hochstapler, der sich natürlich, ein wenig unsicher und nur im Grunde, fundamental sozusagen, selbstsicher darstellt. Er spielt nicht Stärke, sondern die leichte Unsicherheit und Natürlichkeit eines genuin Selbstgewissen. Dieser Über-Hochstapler vermeidet nichts so sehr wie den gewöhnlichen Bluff, nichts nutzt er weniger als die Überkompensation.

ritterspiele

Scene im Kinderzimmer, Klaus und Anna spielen mit einer Ritterburg von Playmobil.

Klaus: Willst du bei denen mitspielen, die gewinnen oder bei denen die verlieren?

Anna: Bei denen die gewinnen.

Klaus: Aber es werden die Bösen gewinnen, die werden die Guten mit ihren Beilen tot hacken. Die Räuber werden gewinnen und die Ritter verlieren.

Anna: Dann spiel ich bei den Räubern mit.

Aus dem Hintergrund ertönt ein Stimme: Hier offenbart sich schon im kindlichen Spiel die grundlegende moralische Aporie, welch schreckliche und frühe Einsicht.

weiß

In den asiatischen Kampfsportarten tragen Anfänger häufig weiße Gürtel, und über viele Stufen des Aufstieges, der Übung und Geduld gelangen sie womöglich zur Meisterschaft, die als ein äußeres Zeichen den schwarzen Gurt zu tragen erlaubt.

Es gibt jedoch ein Geheimnis in dieser Klimax, – sie ist eine Spirale.

advocatus diaboli

In politischen Debatten wünschte ich mir einen zeitweiligen Rollentausch. Dadurch könnte man sich spielerisch in die Ansichten der Opponenten hineinversetzen und müsste diese auch coram publico vehement vertreten.

Neben dem besseren gegenseitigen Verständnis und der daraus hervorgehenden höheren Toleranz vor andersartigen Meinungen, könnten sich noch weitergehend die Konflikte klären und auf die wesentlichen, grundlegenden Interessenlagen und Deutungen zurückführen lassen. Das dürfte der Entscheidungs- und Kompromisfindung dienen.

Die Sophisten pflegten eine derartige Debattierkunst und im Mittelalter musste ein frommer Mann in der Rolle des Teufels das Gegenteil der christlichen Wahrheit in Disputen darlegen. Man nannte ihn den advocatus diaboli, den Anwalt Luzifers.

lieblingsidee

Es verwundert doch immer wieder, mit welcher Hartnäckigkeit sich Menschen in abstruse Ideen verrennen. Konrad Lorenz, der deutsche Verhaltensforscher, schlug vor, zum Frühstück nicht nur ein Ei zu „köpfen“, sondern auch eine gemütliche Vorstellung, die man bisher gehätschelt hat und die jetzt aber beim besten Willen nicht mehr haltbar ist, aufzugeben.

Man darf nicht nur, sondern man sollte auch, natürlich mit guten Gründen, seine Standpunkte wechseln.

unmöglich

Um zu wachsen, muss man das Unmögliche wollen, sich aussichtslose, übermenschliche Ziele setzen. So entsteht Geschichte, indem das Unmögliche durch Vorbereitung und Übung in der Zukunft zur Wirklichkeit gerät.

urteilsvermögen

Sich in verschiedene Sichtweisen hineinzuversetzen, zu denken, zu empfinden, ist eine Kunst, die geübt werden muss. Sie setzt Kraft und Zeit voraus. Und es sind vorab Einschätzungen, wenn man so will „Vorurteile“, nötig, die bestimmen, welche Positionen es gibt und welche davon es wert sind, sich mit ihnen zu beschäftigen.

Durch das gründliche Erwägen verschiedener Standpunkte ist eine bessere Urteils- und Entscheidungsfindung möglich. Ganz besonders aber im Krieg ist die richtige Handlung von der zutreffenden Einschätzung des Gegners abhängig. Diesen sollte man besser kennen, als er sich selbst.

modern

Das Zeichen der Moderne, der Stuhl, führt zum Verlust des auf dem Boden gerade sitzen Könnens.

Die Schulbank als Trainingsgerät richtet aus und reiht ein.

Im heutigen Gruppensitzen bei Frontaluntericht werden die Hälse der Kinder zur Tafel gedreht und bisweilen schmerzhaft verbogen. Wozu wohl? Übt man damit Wendehälse?

Klüger wäre es, Kinder würden gerade an niedrigen Pulten auf dem Boden sitzen. Aber die alte Schulbank wäre auch schon ein Fortschritt.

benedictus xvi

Heute Nacht träumte Herr K. vom Papst. Der Papst war verändert. Der früher Konservative wurde modern, weltoffen, zeitgemäß und realistisch.

Sein Gesinnungswandel vollzog sich in kürzester Zeit. Viele Menschen wunderten sich. Aber es herrschte auch große Freude über die neuen Ideen des Pontifex. Die Medien liebten den Wandel und berichteten pausenlos über diese geistige und theologische Verjüngung des über Achzigjährigen.

Der Papst hob den Zölibat auf und jeder Priester, der wollte, konnte heiraten. Aber auch für Frauen standen plötzlich alle Postitionen der Kirche offen, ja es war denkbar, dass eine Frau in Zukunft Päpstin würde.

Die starre Haltung zur Homosexualität wich einer umfassenden Toleranz. Der Papst soll den Bereich der gesamten Sexualität dem privaten Ermessen jedes einzelnen Menschen anheim gegeben haben. Jeder solle nach seiner Vorstellung und Neigung handeln dürfen, solange er nicht die Freiheit der Anderen einschränken würde.

Empfängnisverhütung war plötzlich erlaubt und Kondome waren sogar im Sinne der HIV-Prävention erwünscht. Abtreibungen wurden geduldet und erforderten allerdings eine Abwägung zwischen den Interessen der Mutter und dem möglichen Schaden, den die Frau durch einen Schwangerschaftsabbruch haben könnte.

Alle Unglaublichkeiten der Überlieferung wurden symbolisch gedeutet, und so zog Vernunft wieder in die katholische Kirche ein. Die eucharistische Wandlung galt als symbolisch und ebenso war die Jungfräulichkeit der Gottesmutter nicht real geglaubt, sondern nur eine Metapher.

Kurz, es herrschte große Freude bei allen, selbst bei den anderen Glaubensrichtungen, denn der Papst gab jetzt allen Recht, und vertrat auch hier eine freiheitliche und tolerante Haltung. Jede Religion sei nach seiner neuen Einsicht geeignet, eine Wahrheit auszudrücken, jede Glaubensrichtung habe ihre Berechtigung und verkörpere eine tiefe Erkenntnis über das Religiöse.

Dann hörte Herr K. die Glocken läuten. Er wurde wach und war schweißgebadet. Der Alptraum steckte ihm noch in den Gliedern und er begann sein Morgengebet.

schule

Höflichkeit

Integrität

Durchhaltevermögen

Unbesiegbarkeit

Disziplin

Disziplin